Nach einem Stromausfall wegen des Hurrikans "Irma" sind in einem Altersheim in Florida sechs Menschen ums Leben gekommen. Wie die Behörden des Verwaltungsbezirks Broward County am Mittwoch mitteilten, starben drei Menschen in der Einrichtung in der Stadt Hollywood nahe Fort Lauderdale, drei weitere nach ihrer Einlieferung in ein Krankenhaus. Notärzte stellten fest, dass die Senioren stark dehydriert waren und an Herzproblemen litten.
"Unfassbares Ereignis"
Der Lokalsender WSVN meldete, fast 120 Bewohner seien wegen des Stromausfalls und der "starken Hitze" aus dem Altersheim fortgebracht worden. Der örtliche Polizeichef Tomas Sanchez sagte laut einem Bericht des Senders CNN, die Todesfälle seien möglicherweise durch den Ausfall der Klimaanlage verursacht worden. Eine strafrechtliche Untersuchung wurde eingeleitet.
Floridas Gouverneur Rick Scott sprach von einem "unfassbaren" Ereignis, auch wenn die Einzelheiten noch nicht geklärt seien. Wenn jemand nachlässig gehandelt habe, werde er die "volle Härte des Gesetzes" zu spüren bekommen.
Sollte sich bestätigen, dass die Todesfälle in dem Altersheim auf den Ausfall des Stroms zurückzuführen sind, würde sich die Zahl der durch den Hurrikan versuchten Todesfälle in Florida auf mindestens 18 erhöhen, die Toten in der Karibik eingeschlossen auf 55.
Millionen Kinder brauchen Hilfe
Mehr als 2,4 Millionen Kinder in der Karibik brauchen nach dem verheerenden Durchzug von Hurrikan "Irma" dringend humanitäre Unterstützung. Diese Zahl könne noch weiter ansteigen, da es noch nicht auf allen Inseln einen kompletten Überblick über die Schäden gebe, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Mittwoch in New York mit. Zudem gebe es Sorge vor dem Ausbruch von Krankheiten.
"Der Sturm ist durchgezogen, aber die Kinder in der Region sind aufgrund des schrecklichen Ausmaßes der Zerstörungen jetzt einem großen Risiko ausgesetzt", sagte die zuständige Unicef-Managerin Maria Cristina Perceval. Unter anderem seien auch dutzende Schulen zerstört.
"Irma" war in der vergangenen Woche zeitweise als Hurrikan der höchsten Kategorie fünf durch die Karibik gezogen und hatte unter anderem Kuba, Haiti, die Dominikanische Republik, Anguilla und Barbuda direkt getroffen. Es gab Todesopfer und schwere Verwüstungen.
Millionen weiterhin ohne Strom
Als Folge des Sturms waren in Florida weiterhin Millionen von Menschen ohne Strom. Auf der Rückreise Richtung Florida gerieten viele Autofahrer in lange Staus. Die Bewohner der Inselkette Florida Keys fanden bei ihrer Rückkehr ein Bild der Verwüstung vor: 90 Prozent der Häuser auf den Keys seien zerstört oder schwer beschädigt, teilte die US-Katastrophenschutzbehörde Fema mit.
In ganz Florida waren 15 Millionen Menschen ohne Strom, eine weitere Million im benachbarten Bundesstaat Georgia sowie rund 20.000 Menschen in South Carolina. Ein Zeichen der Normalisierung war die Wiedereröffnung des Freizeitparks Walt Disney World in Orlando.
Präsidentenbesuch
US-Präsident Donald Trump und seine Frau reisen am Donnerstag nach Florida. "Meine Sorge gilt weiter all denjenigen, die von den Hurrikanen betroffen sind", schrieb die First Lady im Kurzbotschaftendienst Twitter. Trump hatte nach dem verheerenden Wirbelsturm "Harvey" bereits zwei Mal die betroffenen Gebiete in Texas besucht, auch im benachbarten Bundesstaat Louisiana machte er Station.