Die Niederösterreicherin Barbara Kenny wohnt seit drei Jahren in Downtown Miami. Bis Donnerstagabend muss sie ihre Wohnung räumen. Auch Dana Radl aus Wien musste aus Miami fliehen. Eine Niederösterreicherin überstand den Sturm bereits auf den Amerikanischen Jungferninseln.
Bei Stufe 5 ist die Situation unklar
"Ich bin gerade dabei, mein Haus dicht zu machen", erzählte die 37-jährige Barbara Kenny am Donnerstag im Gespräch mit der APA. Die Mitarbeiterin eines Kreuzfahrtunternehmens hat in ihrem Apartment überall Handtücher aufgelegt, Teppiche aufgerollt, Bilder weggeräumt und alle Gegenstände vom Boden entfernt, so gut es ging, sagte sie. Wasser und Lebensmittel sind eingekauft, das Auto vollgetankt. Ein Einkauf dauere zurzeit bis zu eineinhalb Stunden. "Seit vorgestern gibt es kein Wasser in den Geschäften. Holz, um die Häuser zuzunageln, wird knapp und das Benzin geht aus", berichtete Kenny.
"Ich fahre mit einem österreichischen und einem französischen Kollegen nach Tallahassee, in den Nordwesten von Florida", sagte sie. Zwei Nächte würden sie dort in einem Hotel verbringen, dann überlegen sie, in den Norden oder Westen weiterzufahren. Ihren Hund und persönliche Papiere haben sie mit dabei. Das Haus der 37-Jährigen hat zwar hurrikansichere Fenster, "aber bei Stufe fünf weiß niemand, ob die Häuser das aushalten", sagte die Niederösterreicherin.
Hostelpersonal war unbesorgt
Dana Radl aus Wien war in Miami, um Urlaub zu machen. Anfangs unterschätzte sie die Situation. "Das Hostelpersonal gab sich unbesorgt. Es wirkte wie Routine, sie sprachen von ihrer alljährlichen Hurricane Party", erzählte die 23-Jährige. "Sie schilderten die Situation als leichte Überflutung, die ein paar Tage dauert und nicht viel Schaden anrichtet".
Am Dienstag schlug die Stimmung um. Bei einem Ausflug nach Key West sah sie "Menschen, die Metallplatten auf ihre Fenster und Türen nagelten". Radl sagte ihren Ausflug auf die Bahamas ab. Die Menschen im Hostel seien aufgeregt gewesen und hätten versucht, einen Flug zu buchen. "Die Flugpreise waren lächerlich hoch, einige Busse nach Orlando bereits ausgebucht", so Radl. Am Mittwoch sammelten sich die Menschen in der Lobby. "Einige weinten und suchten um Rat", schilderte Radl. "Aber jeder wollte helfen, wo er konnte." Mit einem Mietauto fuhr die Wienerin nach Orlando, von wo sie zurück nach Österreich flog.
Nicht schlimmer als ein schlimmer Sturm bei uns
Bereits überstanden hat Michaela Weissinger, 24-jährige Sozialarbeiterin aus Niederösterreich, den Hurrikan "Irma". Sie befand sich am Mittwoch auf den Amerikanischen Jungferninseln, als der Sturm über die Karibik fegte. Bei der Ankunft auf der Insel St. Croix am Montag wurde sie von den Gasteltern mit den Worten "Wir müssen uns auf den Sturm vorbereiten" empfangen. "Dann haben wir Tische und Sessel draußen angebunden und die Fensterläden zugemacht", berichtete Weissinger am Donnerstag im Gespräch mit der APA. "Wir haben den ganzen Tag drinnen gewartet, aber eigentlich war es bei uns nicht schlimmer als ein schlimmer Sturm in Österreich." Zeitweise sei es sogar möglich gewesen, die Haustür zu öffnen.
Schäden gebe es keine, nur ein paar Blätter würden herumliegen, sagte die 24-Jährige und ergänzte: "Gott sei Dank, aber jetzt kommt ja noch der Sturm Jose - wobei, der fliegt anscheinend bei uns vorbei."