Kurz vor dem Besuch von Papst Franziskus in Kolumbien haben sich die Regierung und die linke Guerillaorganisation ELN auf einen vorübergehenden Waffenstillstand geeinigt. Vom 1. Oktober bis zum 12. Jänner kommenden Jahren sollen die Waffen schweigen, wie der kolumbianische Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos am Montag mitteilte.
Die ELN verpflichte sich, die Entführungen, Anschläge auf Pipelines und Angriffe gegen Zivilisten einzustellen. Später könnte die Waffenruhe verlängert werden. Der Waffenstillstand soll von den Vereinten Nationen und der katholischen Kirche überwacht werden.
Friedensabkommen
Die ELN und die Regierung verhandeln derzeit in Ecuador über ein Friedensabkommen. Die weitaus größere Guerillaorganisation FARC unterzeichnete bereits im vergangenen Jahr einen Friedensvertrag, legte die Waffen nieder und wandelte sich zu einer politischen Bewegung. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften, linken Rebellen und rechten Paramilitärs wurden in Kolumbien seit Mitte der 1960er-Jahre mehr als 220.000 Menschen getötet und Millionen vertrieben.
Die marxistisch-leninistische Nationale Befreiungsarmee (ELN) hat rund 1.500 Kämpfer und verübt immer wieder Anschläge auf die Infrastruktur. Zahlreiche von der Befreiungstheologie geprägte Geistliche gehörten zu der Guerillagruppe. Bis 1998 wurde die ELN von dem spanischen Priester Manuel Perez geführt.
Reise in Konfliktregionen
Heute wird Papst Franziskus in Kolumbien erwartet. Mit seinem Besuch will er den historischen Friedensprozess in dem südamerikanischen Land stärken. Bei den Stationen in Bogota, in der früheren Konfliktregion Villavicencio sowie in Medellín und Cartagena soll die Aussöhnung im Mittelpunkt stehen.
"Der Papst besucht uns zu einem einzigartigen Zeitpunkt in unserer Geschichte. Wir schlagen das Kapitel des absurden Konflikts zu und schauen mit Hoffnung in die Zukunft", sagte Präsident Santos. Auch die ELN begrüßte den Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts. "Der Besuch von Franziskus in Kolumbien ist eine Chance, die Hoffnung auf Versöhnung zu bekräftigen", hieß es in einer Stellungnahme der Rebellen.
Papst Franziskus kündigte in einer Videobotschaft am Montag an, als "Pilger der Hoffnung und des Friedens" nach Kolumbien zu kommen. "Der Frieden ist das, was Kolumbien seit langer Zeit sucht und worauf es hinarbeitet. Ein stabiler, dauerhafter Frieden, um uns wie Geschwister und niemals wie Feinde zu betrachten und zu behandeln", sagte der Papst. Er hoffe, dass der Besuch "wie eine geschwisterliche Umarmung für jeden von euch sein wird".