Im Prozess gegen eine Schlepperbande, die für den Erstickungstod von 71 Flüchtlingen verantwortlich sein soll, ist am Donnerstag am Gericht in Kecskemet der letzte Verhandlungstag im August über die Bühne gegangen. Richter Janos Jadi hat mit dem Verlesen der rund 180 Zeugenaussagen fortsetzt. Laut dem Sprecher des Gerichtes, Szabolcs Sarközy, findet die nächste Verhandlung am 14. September statt.
Die Möglichkeit für Beschuldigte und Verteidiger, sich zu den Zeugenaussagen zu äußern, wurde kaum genutzt. Lediglich der Fahrer des Todes-Lkw bat ums Wort. Der Bulgare beschuldigte erneut seine Komplizen. Dem 26-Jährigen wird vorgeworfen, trotz der Schreie der Flüchtlinge das Schwerfahrzeug nicht angehalten zu haben. Er behauptete erneut, dass er von den Bandenmitgliedern unter Druck gesetzt und ihm verboten wurde, den Frachtraum zu öffnen. Am 14. September soll mit der Verlesung weiterer Prozessakten fortgesetzt werden, sagte Sarközy.
Den insgesamt elf Beschuldigten wird unter anderem qualifizierter Mord und Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Zehn von ihnen nahmen auf der Anklagebank Platz. Ein Bulgare ist noch auf der Flucht. Die Bande hat laut Anklage mehr als 1200 Menschen illegal nach Westeuropa gebracht. Ab Juni 2015 schmuggelte die Gruppe verstärkt Flüchtlinge von Serbien über Ungarn nach Österreich bzw. Deutschland.
31 solcher Fahrten konnte die Staatsanwaltschaft in Ungarn nachweisen. Vor zwei Jahren endete eine solche Fahrt tödlich. 71 Menschen erstickten in dem Kühl-Lkw, der auf der A4 entdeckt wurde.