Mit der Berufsbezeichnung Lobbyist holt man sich weithin keine großen Sympathiepunkte. Menschen, die dafür bezahlt werden, andere von einer Meinung zu überzeugen - zuweilen an der Grenze zur Korruption - werden in der Öffentlichkeit häufig negativ wahrgenommen. In einem anderen, ähnlich intransparenten Bereich, gelten "Beeinflusser" hingegen als Helden des Internets mit Zehntausenden Followern. Name: Influencer.
Der Influencer verdienen Geld damit, die Produkte einer Firma auf seinem privaten Account vorzuführen. Je mehr Abonnenten man hat, desto besser läuft das Geschäft mit der Produktplatzierung. Einige Tausend Fans können reichen, um ein relevantes Nebeneinkommen zu generieren.
Wie kurz der Weg vom privaten Instagram-Nutzer zum Instagram-Star (und damit zum potentiellen Influencer) sein kann, zeigte nun die Agentur Mediakix in einem Experiment. Das auf Influencer-Marketing spezialisierte Unternehmen kreierte zwei gefälschte Accounts und kaufte sich entsprechende Follwer und Interaktion ein.
Dafür setzten sie zwei Accounts auf: Den einen nannten sie "calibeachgirl310" und bestückten ihn mit Fotos eines Models, dass sich einen Tag lang fotografieren ließ. Die bei dem Shooting entstandenen Fotos reichten für viele Monate. Der andere Account heißt "wanderinggirl" und wurde mit Bildern von idyllischen Landschaften gefüllt. Die Fotos dafür wurden kurzerhand bei Bildagenturen eingekauft.
Dann wurden Abonnenten eingekauft: Um kein Aufsehen zu erregen wurden "nur" 1000 Fans pro Tag eingekauft. Preis: Zwischen 3 bis 8 Dollar. Der Reise-Account kam auf 30.000 Fans, der Mode-Account auf 50.000 Fans. Danach wurden Kommentare und Likes eingekauft: 12 Cent für Kommentare, 4 bis 9 Dollar für 1000 Likes, klärt Mediakix auf.
Es folgte die Erntezeit: Die Agentur platzierte ihre neuen Stars auf mehreren Influencer-Marketing-Plattformen und warteten darauf, ob jemand auf ihre Seiten hineinfallen würde. Tatsächlich meldeten sich gleich mehrere Unternehmen: Unter anderem eine Bademodenfirma und eine Alkoholfirma. Der Wert der Deals: Etwa 130 Dollar für Wanderinggirl und 400 Dollar für Calibeachgirl310. Nicht wenig, wenn man sich die geringen Kosten der Accounts vor Augen führt.
Mediakix wollte mit diesem Experiment darauf hinweisen, wie leicht das Influencer-Marketing manipuliert werden kann. Betrüger hätten leichtes Spiel, Werbepartner in ein schlechtes Investment zu locken: Wenn der vermeintliche Instagram-Star keine echten Fans hat, sondern nur sogenannte Bots. Das Potential ist groß. Mediakix beziffert den Umsatz des Marktes auf rund eine Milliarde Dollar.