Nach dem mutmaßlichen Angriff auf Soldaten in Frankreich hat die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Sie habe eine Untersuchung wegen versuchten Mordes an Amtspersonen in Verbindung mit einem Terrorvorhaben eröffnet, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Am Morgen war ein Fahrzeug im Pariser Vorort Levallois-Perret in eine Gruppe Soldaten gefahren und hatte sechs Militärs verletzt. Der Fahrer konnte fliehen, nach ihm wurde gefahndet.
Am Nachmittag kam dann die Erfolgsmeldung: Die französische Polizei hat einen Verdächtigen festgenommen. Das mutmaßliche Tatfahrzeug sei auf einer Autobahn gestoppt worden, verlautete am Mittwoch aus Ermittlerkreisen. Der Angriff geht offenbar auf das Konto eines Algeriers. Der 36-Jährige habe im Großraum Paris gelebt und sei nicht vorbestraft, hieß es am Mittwoch vonseiten der Ermittler.
Die Polizei hatte den Wagen auf der Autobahn A16 zwischen den nordfranzösischen Städten Boulogne-sur-Mer und Calais aufgespürt. Bei der Flucht rammte der flüchtige Fahrer mindestens ein Auto, Spezialeinheiten der Polizei eröffneten daraufhin das Feuer. Nach einer Schießerei hat die Polizei einen Mann festgenommen, sagte Frankreichs Ministerpräsident Edouard Philippe am Mittwoch. Nach Angaben aus Justizkreisen war der Verdächtige bei der Festnahme nicht bewaffnet. Ein Polizist sei durch eine verirrte Kugel verletzt worden.
Einem Reuters-Augenzeugen zufolge waren dort Einschusslöcher in einem BMW zu sehen. Das gleiche Modell wurde bei dem Angriff auf Soldaten in dem Pariser Vorort Levallois-Perret verwendet.
Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly sprach von einer "feigen Tat". Der Angriff werde nicht die "Entschlossenheit der Soldaten" mindern, sich für die Sicherheit der Franzosen einzusetzen, erklärte die Ministerin. Parly sprach den verletzten Soldaten ihren Beistand aus. Nach ihren Angaben erlitten drei Soldaten "schwerere" Verletzungen. In Lebensgefahr schwebte niemand. Die Behörden hatten zuvor von zwei Schwerverletzten gesprochen.
Minister besucht Verletzte
Die Fahrzeug-Attacke auf Soldaten bei Paris war nach Angaben des französischen Innenministers Gerard Collomb kein Unfall. "Wir wissen, dass das eine absichtliche Tat war", sagte er am Mittwoch nach einem Besuch bei betroffenen Soldaten im Krankenhaus. Ein Fahrzeug war in der Früh in eine Gruppe Militärs gefahren und hatte sechs von ihnen verletzt.
Das Auto sei zunächst langsam gefahren, habe dann etwa fünf Meter von den Soldaten entfernt beschleunigt, um dann gegen sie zu fahren. Die Soldaten wurden in zwei verschiedene Krankenhäuser gebracht. Drei von ihnen erlitten nur sehr leichte Verletzungen. Bei den anderen hatten die Behörden zunächst schwere Verletzungen befürchtet, dies bewahrheitete sich aber nicht: "Wir haben beruhigende Neuigkeiten zu ihrem Zustand", sagte Verteidigungsministerin Florence Parly.
Nach Angaben Collombs berichteten Soldaten, dass sie den Eindruck hatten, dass in dem Auto ein einzelner Mann gesessen habe. Der mutmaßliche Täter konnte mit seinem Wagen fliehen und wird nun gesucht. Regierungssprecher Christophe Castaner sagte nach der wöchentlichen Kabinettssitzung im Elyseepalast, es würden alle Mittel eingesetzt, um den oder die Verantwortlichen zu "neutralisieren".
Angriff wegen Geheimdienstzentrale
Der Pariser Vorort Levallois-Perret bei Paris ist nach Ansicht von Bürgermeister Patrick Balkany bewusst für die Fahrzeug-Attacke auf Soldaten ausgewählt worden. "Hier hat der Inlandsgeheimdienst DGSI seinen Sitz", sagte der konservative Politiker der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch am Tatort.
Der DGSI spielt bei Anti-Terror-Ermittlungen in ganz Frankreich eine wichtige Rolle. Die Zentrale in dem Pariser Vorort gilt als sehr gut geschützt.
Balkany machte deutlich, dass es von einer vorsätzlichen Terrortat ausgeht. "Ich weiß aus Erfahrung, dass die Terroristen ihre Ziele nicht zufällig wählen." Zuvor habe es in der Pariser Region Anschläge oder Anschlagsversuche auf den Champs-Elysees, am Eiffelturm oder auf dem Flughafen Orly gegeben. "Man profitiert von (Ferienmonat) August, um schneller flüchten zu können", sagte der Kommunalpolitiker.
"Es sind keine Soldaten im Krieg, sie sind da, um die Stadt zu schützen", sagte Balkany, der von einer feigen Tat sprach.