Nach dem Skandal rund um verschwundenes Militärmaterial sollen in der Slowakei künftig Soldaten die Munitionslager bewachen. Sie sollen die privaten Wachdienstfirmen ersetzen, die dafür aktuell eingesetzt werden. Das Verteidigungsministerium will daher die Zahl der Berufssoldaten um 1.500 Mann aufstocken, wie Medien am Montag berichteten.

Die Entscheidung des Verteidigungsressorts ist die erste und bisher auch einzige Konsequenz des Skandals, der noch im April aufgeflogen ist. Aus einer Militäreinrichtung beim westslowakischen Trencin waren 120 Abwehrgranaten und mindestens zehn Panzergeschoße verschwunden, der Vorfall wurde rein zufällig entdeckt. Ende Juni zeigten dann weitere Kontrollen, angeordnet in allen sechs ähnlichen Einrichtungen im Land, dass der Armee auch 300.000 Schuss Munition fehlen. Definitive Ergebnisse der Inventur sollen erst im Herbst vorliegen.

Kriminalagentur leitete Ermittlungen ein

Die Nationale Kriminalagentur NAKA hatte umgehend Ermittlungen eingeleitet, von den Tätern fehlt bis heute jede Spur. Experten äußerten bereits Befürchtungen, dass das Militärmaterial in Hände "gefährlicher Gruppen" fallen könnte.

Nachdem bekannt wurde, dass die Armeelager aus Kostengründen von Mitgliedern privater Wachdienstgesellschaften bewacht werden, sind Verteidigungsminister Peter Gajdos und die Armee heftig unter Beschuss geraten. Es komme die Frage auf, wie "diese Menschen den Staat und seine Bürger beschützen wollen", wenn es im Ressort selbst derartige Probleme gebe, kritisierte Staatspräsident Andrej Kiska.

Neue Technologien notwendig

Mit der geplanten Aufstockung soll die Zahl der Berufssoldaten der slowakischen Verteidigungskräfte bis 2018 auf über 17.000 ansteigen. Experten sehen die Pläne positiv, betonen aber Notwendigkeit von systemischen Maßnahmen. Bei der Lagerung von derart gefährlichem Material seien unbedingt auch neue Technologien notwendig, meinte der Sicherheitsanalytiker Jaroslav Nad.

Zudem sei fraglich, wo das Verteidigungsressort weitere Soldaten hernehme wolle, betonte er. Das Ministerium versucht jetzt schon alle bestehenden Möglichkeiten zu nutzen und z.B. auch Langzeitarbeitslose anzusprechen, die die Kriterien erfüllen. Inzwischen wurde auch eine bezahlte freiwillige Wehrdienstausbildung eingeführt, um Reservisten zu gewinnen. Das Interesse für den Beruf eines Soldaten zeigt im Land aber einen kontinuierlich sinkenden Trend. Die Anfangsgehälter in der slowakischen Berufsarmee liegen bei lediglich knapp 700 Euro im Monat.