Ein in Nordrhein-Westfalen wegen Betrugs mit Krebs-Medikamenten angeklagter Apotheker soll in mehr als 60.000 Fällen gegen Vorschriften verstoßen und die Krankenkassen dabei um 56 Millionen Euro geprellt haben. Diese Details aus der Anklage teilte die Staatsanwaltschaft Essen am Mittwoch mit. Betroffen sei "eine niedrige vierstellige Zahl von Patienten", bestätigte eine Behördensprecherin.
Konkret soll der Apotheker unter anderem bei Chemotherapien so wenig Wirkstoff verwendet haben, dass die Medikamente kaum oder keine Wirkung hatten. Außerdem soll er gegen weitere Vorschriften verstoßen haben.
Insgesamt geht die Anklagebehörde von 61.980 Fällen aus. Jeden einzelnen dieser Fälle wertet sie als besonders schweren Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz. Angeklagt werden außerdem versuchte Körperverletzung und gewerbsmäßiger Betrug.
56 Millionen Euro Schaden
Der Apotheker habe "die Beschaffungspraxis seiner Apotheke systematisch so ausgerichtet", dass Medikamente mit zu wenig Wirkstoff hergestellt wurden. Der errechnete Schaden von 56 Millionen Euro beziehe sich allein auf gesetzliche Krankenkassen. Mehr als 10.000 Fälle, die unter anderem mit privaten Krankenversicherungen abgerechnet wurden, seien aus Gründen der Vereinfachung gar nicht erst berücksichtigt worden.
Der Beschuldigte ist in Untersuchungshaft. Das Gericht muss die 820-seitige Anklage nun prüfen und dann entscheiden, ob es ein Verfahren eröffnet.