Der Messer-Angreifer im ägyptischen Badeort Hurghada soll der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) angehört haben. Er habe mit den Extremisten über das Internet in Kontakt gestanden und von ihnen den Auftrag erhalten, Ausländer anzugreifen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Samstag aus Sicherheitskreisen in Kairo.
Es handelt sich demnach um einen Studenten aus dem Norden Ägyptens. Der Mann wurde als der 28 Jahre alte Abdel Rahman aus der Region Kafr al-Sheikh in Nordägypten identifiziert. Er hatte am Freitag an einem Hotelstrand im beliebten Badeort Hurghada zwei deutsche Frauen mit einem Messer getötet und vier weitere Menschen verletzt. Er wurde festgenommen und zu weiteren Vernehmungen nach Kairo gebracht.
Der Angreifer wollte dem Manager eines betroffenen Hotels zufolge noch mehr Menschen erstechen. Nach der Flucht von dem Strand habe der Mann auch im benachbarten Hotel "El Palacio" nach Gästen gestochen, sagte der Manager des Gästehauses, Khaled Taha, der Deutschen Presse-Agentur.
"Wir haben den Typen mit seinem Messer gestoppt", sagte Taha. Daran sei auch Sicherheitspersonal des Hotels beteiligt gewesen. Der Mann sei bewusstlos gewesen und vom Personal gefesselt worden. Taha äußerte die Vermutung, dass der Angreifer geistig verwirrt gewesen sei.
Touristen als Ziel
Nach allem, was bisher bekannt sei, sollte die Tat gezielt ausländische Touristen treffen, fügte die Sprecherin hinzu. Das Innenministerium in Kairo hatte am Freitag zunächst von sechs verletzten Touristinnen unterschiedlicher Nationalität gesprochen. Der Angreifer sei von einem öffentlichen Bereich aus an den Hotelstrand geschwommen und habe mit dem Messer mehrere Touristengruppen angegriffen, hieß es. Die ägyptische Nachrichtenseite "Al-Masry Al-Youm" zitierte den Manager des Hotels "El Palacio". Demnach soll der Angreifer zunächst an einem benachbarten Hotelstrand Urlauber attackiert haben, bevor er zum Strand seiner Anlage weitergeschwommen sei. Dort sei er von Sicherheitsleuten und Gästen überwältigt worden.
Außenminister Sigmar Gabriel verurteilte den tödlichen Messerangriff als "feiges Verbrechen". Er sei darüber "sehr bestürzt", verbreitete das Auswärtige Amt am Samstag über Twitter. "Mein tiefes Beileid den Familien der Ermordeten", hieß es weiter. "Wir trauern zutiefst um die beiden deutschen Frauen, die in Hurghada hinterhältig ermordet wurden und denken in Anteilnahme an ihre Familien", teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit.
Fotos im Internet zeigten, wie der überwältigte Angreifer auf einem Karren liegend durch den Garten einer Hotelanlage gezogen wurde. Auf einem anderen Foto, das ägyptische Medien verbreiteten, lag eine blutverschmierte Touristin mit Bikini und Sonnenbrille auf einem Sofa in einer Hotellobby.
Über die Herkunft der Opfer herrschte vorerst Verwirrung. Zunächst berichtete "Al-Masry Al-Youm", dass die beiden Getöteten aus der Ukraine stammten, später hieß es mit Verweis auf lokale Quellen, die Opfer seien Deutsche. Auch die Identität der verletzten Urlauber ist noch nicht endgültig klar.
"Ich will keine Ägypter"
Die Agentur Interfax berichtete, dass eine russische Frau verletzt worden sei und berief sich dabei auf das russische Konsulat. Das tschechische Außenministerium bestätigte, dass eine 36 Jahre alte tschechische Touristin bei der Messerattacke am Bein verletzt worden sei. Sie schwebe aber nicht in Lebensgefahr.
Laut Augenzeugen soll der Angreifer gerufen haben: "Ich will keine Ägypter." Damit soll er Einheimische gewarnt haben - sein Ziel dürften explizit ausländische Touristen gewesen sein.
Der Tourismus in Ägypten kämpft seit den Umbrüchen und dem Sturz von Langzeitmachthaber Hosni Mubarak im Jahr 2011 mit Problemen. Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu Anschlägen, die sich nicht nur gegen Sicherheitskräfte, sondern auch gegen Touristen richteten.
Bereits im Jänner 2016 waren drei Touristen bei einem Angriff auf ein Hotel in Hurghada verletzt worden. Die Angreifer sympathisierten mutmaßlich mit dem IS.
Im Oktober 2015 kamen 224 Menschen ums Leben, als ihre im Badeort Sharm el-Sheikh gestartete Maschine über der Sinai-Halbinsel abstürzte. Der IS bekannte sich dazu, auf das Flugzeug einen Bombenanschlag verübt zu haben. Bei den Opfern handelte es sich überwiegend um russische Touristen.
Im April 2006 waren bei einem Dreifach-Anschlag im ägyptischen Urlaubsort Dahab 20 Menschen getötet worden, darunter ein Kind aus Deutschland. Im Juli 2005 starben bei einer Anschlagsserie im Badeort Sharm el-Sheikh 68 Menschen. Vier verschiedene Gruppen bekannten sich zu den Anschlägen.
Gewalt auch bei Kairo
Außerdem wurden am Freitag in der Nähe von Kairo fünf Polizisten bei einem Angriff auf einen Kontrollpunkt getötet. Maskierte Angreifer hätten die Polizisten am Morgen in der Provinz Gizeh in Al-Badrashein rund 40 Kilometer südlich der Hauptstadt Kairo beschossen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Zwei Polizisten und drei Rekruten seien getötet worden.
Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu dem Angriff. Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte in der Vergangenheit mehrere Attentate auf Sicherheitskräfte, Touristen und Christen für sich beansprucht.
Aufschwung in Ägypten
Die Messer-Attacke kommt für die ägyptische Tourismus-Industrie zu einem sehr ungelegenen Zeitpunkt. Nach schwierigen Jahren gab es heuer Anlass zur Hoffnung. "Wir haben in Ägypten - wie der gesamte Markt - aufgestockt, im Sommer wie im Winter", sagte der Thomas-Cook-Österreich-Chef Ioannis Afukatudis im Juni. Die Urlauber hätten Vertrauen zurückgewonnen. "Es ist aber bei weitem nicht, wie es einmal war", räumte er ein.