Am 25. Juni 2015 fand eine Spaziergängerin mit ihrem Hund das tote Mädchen an einem Strand nahe des Boston-Logan-Flughafens in Massachusetts. Die Leiche in schwarz-weiß gepunkteten Leggings war in eine zebragestreifte Decke gewickelt und in einem Müllsack einfach an einem Stein abgelegt. Heute startet der Prozess in dem Mordfall. Angeklagt ist der Lebensgefährte der Mutter, Michael McCarthy. Er bestreitet die Vorwürfe und belastet die Mutter, die eine Tatbeteiligung bereits zugab.

Ein Foto der kleinen Bella Bond
Ein Foto der kleinen Bella Bond © Wikipedia

Ein computergeneriertes Foto des Kindes, genannt "Baby Doe", ging im Juni 2015 über soziale Medien um die Welt. Doch niemand schien das Mädchen zu kennen, niemand suchte nach ihm oder vermisste es. Fast 60 Millionen Menschen, so schätzt die Polizei, sahen das Foto der lächelnden Kleinen, aber es herrschte Stille.

Das computergenerierte Bild, mit dem die Polizei nach Hinweisen suchte
Das computergenerierte Bild, mit dem die Polizei nach Hinweisen suchte © wikipedia

Erst knapp drei Monate nach dem schrecklichen Fund stand der Fall vor der Aufklärung. „Das Mädchen heißt Bella Bond“, sagte Bezirksstaatsanwalt Daniel Conley in einer eiligst einberufenen Pressekonferenz. „Bella wie die Schöne.“ Sie sei fast drei Jahre alt gewesen. Das Mädchen hatte mit ihrer Mutter, der 40-jährigen Rachelle Bond, und ihrem 35 Jahre alten Lebensgefährten Michael McCarthy in einem Apartment in Mattapan, einem 36.000 Einwohner zählenden Vorort von Boston gelebt.

Ein anonymer Tippgeber hatte auf der riesigen Straßentafel Bella nun offenbar erkannt und sich bei den Behörden gemeldet. US-Medien berichten, dass die Person die Familie kannte und der immer gesagt worden sei, Bella sei der Mutter vom Sozialamt weggenommen worden und lebe jetzt woanders.

Lebensgefährte verdächtigt

Die beiden wurden  zunächst als „Personen von Interesse“ verhört, später als Verdächtige verhaftet. Sie sollen sich gegenseitig belastet haben. Die Staatsanwaltschaft klagte McCarthy daraufhin wegen des Mordes an Bella Bond an, die Mutter als dessen Komplizin wegen Beihilfe. Nach ersten Verhören ist klar: Bella starb vermutlich an den Folgen von massiven Schlägen und Tritten in den Bauch. Eine Nachbarin sagte, dass Rachelle Bond ihre Tochter oft angeschrien habe. „Wenn ich an die Tür geklopft habe und sie aufmachte, hat man immer im Hintergrund Bella weinen hören.“

Der leibliche Vater des Mädchens, Joseph Amoroso, sagte aus, Michael McCarthy habe das Kind erschlagen. Seine Ex-Freundin habe ihm das kurz vor ihrer Festnahme gebeichtet. Sie habe noch nie einem Menschen wehtun können. „Ich weiß das genau“, sagt er. „Ich war mit dieser Frau einmal zusammen. Sie ist die Mutter meiner Tochter.“

Drogen und Prostitution

Rachelle Bond war zuvor bereits mehrmals wegen Drogenbesitzes und Prostitution festgenommen worden. Zischen 2001 und 2006 entzog ihr das Jugendamt das Sorgerecht für zwei ihrer drei Kinder. Eins lebt heute bei der Oma, das zweite bei einem anderen Mitglied der Familie.

Auch bei Bella griffen die Behörden zweimal ein. 2012 entzogen sie Rachelle Bond für vier Monate das Sorgerecht für das Neugeborene, ein Jahr später noch einmal für drei Monate. Grund: Vernachlässigung ihres Kindes. Trotz der schweren Vorwürfe durfte Bella jedesmal wieder nach Hause zurückkehren.