Nach dem Terroranschlag in Manchester hat die Polizei am Freitagmorgen einen weiteren Verdächtigen festgenommen. Damit steigt die Zahl der Festnahmen auf zehn, davon seien zwei wieder auf freiem Fuß, twitterte die Polizei. Der Selbstmordattentäter, der 22-jähriger Brite Salman Abedi mit libyscher Abstammung, hatte am Montag nach einem Konzert 22 Menschen mit in den Tod gerissen.
Die Polizei geht davon aus, dass Abedi kein Einzeltäter war, sondern dass ein ganzes Terrornetzwerk hinter der Tat steckt. Der 22-Jährige sei dem britischen Geheimdienst zwar bekannt gewesen, er sei zuletzt aber nicht mehr regelmäßig überprüft worden, meldete die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Regierungskreise.
In Verbindung mit dem Anschlag in Manchester hat die Polizei in Großbritannien zwei weitere Häuser im Stadtteil Moss Side und bei St. Helens westlich von Manchester durchsucht. Das teilte die Behörde am Freitag auf Twitter mit. Zuvor hatten die Beamten ebenfalls in Moss Side einen weiteren Verdächtigen festgenommen.
Kooperation wieder aufgenommen
Die britische Polizei arbeitet wieder mit den US-Behörden zusammen und gibt Informationen zu den laufenden Ermittlungen nach dem Anschlag von Manchester mit 22 Toten weiter. Sie habe "neue Zusicherungen" erhalten, sagte der Chef der Anti-Terror-Polizei, Mark Rowley, am Donnerstag.
Die Briten hatten die Weitergabe von Informationen gestoppt, nachdem in US-Medien Fotos und Details zu den Ermittlungen veröffentlicht wurden. US-Präsident Donald Trump sprach von einem sehr beunruhigenden Informationsleck. Er kündigte Ermittlungen und gegebenenfalls eine Bestrafung des Täters an. May und Trump nahmen am Donnerstag beide an einem NATO-Gipfel in Brüssel teil. Beide Staaten sind bei Sicherheits- und Verteidigungsthemen seit Jahrzehnten die engsten Verbündeten. Die "New York Times" hatte Fotos vom Tatort veröffentlicht, die Reste der Bombe sowie den Rucksack des Attentäters zeigten.
Extremistische Tendenzen waren bekannt
Die Ermittler machen den 22-jährigen Salman Abedi, einen Briten libyscher Abstammung, für den Anschlag auf das Konzert der US-Sängerin Ariana Grande verantwortlich. Er hatte bei dem Attentat am Montag 22 Menschen mit den Tod gerissen, unter ihnen Kinder und Jugendliche.
Nach Angaben einer muslimischen Stiftung wussten die Behörden seit zwei Jahren von den extremistischen Tendenzen Abedis. Ein Aktivist habe die Anti-Terror-Behörde zweimal über extremistische Äußerungen des Mannes informiert, sagte der Vorsitzende der Ramadhan Foundation, Mohammed Shafiq. Auch Familienmitglieder hätten den Behörden von Abedis Radikalisierung berichtet. Das werfe Fragen darüber auf, was diese mit den Informationen gemacht hätten.
Bis Donnerstag wurden in Großbritannien im Zusammenhang mit dem Anschlag acht Personen festgenommen, unter ihnen nach Medienberichten auch der ältere Bruder Abedis. Der Polizeichef des Großraums Manchester, Ian Hopkins, wertete die Festnahmen als "bedeutend". In Libyen wurden nach Angaben libyscher Spezialkräfte der Vater und der jüngere Bruder des Attentäters festgenommen. Dieser Bruder war den Angaben zufolge mit den Einzelheiten des Anschlags vertraut.
Höchste Terrorwarnstufe
Großbritannien hat nach dem Anschlag erstmals seit 2007 die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Dadurch erhält die Polizei nun Hilfe vom Militär. Für Aufregung sorgte am Donnerstag kurzzeitig ein verdächtiges Paket, das in Manchester entdeckt worden war. Polizei und Armee rückten aus, die Gegend wurde weiträumig abgesperrt, das Paket stellte sich aber als harmlos heraus.
Nach jüngsten Zahlen der staatlichen Gesundheitsbehörde wurden bei der Anschlag weit mehr Menschen verletzt als zunächst bekannt. Insgesamt wurden 116 Menschen in Krankenhäuser gebracht, am Donnerstag waren noch 75 in stationärer Behandlung. 20 von ihnen sind noch in einem kritischen Zustand.