Francesco Schettino, Kapitän des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia", das 2012 mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der kleinen Insel Giglio verunglückte, ist Opfer eines "Komplotts". Dies betonte Schettinos Anwalt Saverio Senese vor dem Obersten Gericht, das am Freitagabend das rechtskräftige Urteil im Strafverfahren gegen den Kapitän fällte.

Drittes Urteil

Im letztinstanzlichen Prozess wegen des Unglücks mit dem Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" im Jahr 2012 ist Kapitän Francesco Schettino am Freitagabend vom Obersten Gericht in Rom rechtskräftig zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Damit wurde die erst- und zweitinstanzliche Strafe von 16 Jahren und einem Monat Haft de facto bestätigt, zu der Schettino 2015 und 2016 verurteilt worden war.

Anwalt sprach von Komplott

Es gebe Beweise eines "Komplotts" der Offiziere gegen Schettino. Sie hätten die Kontrolle des Schiffes verloren, bevor Schettino vor dem Zusammenprall des Schiffes gegen einen Felsen das Steuer des Luxusliners übernommen hatte. Der indonesische Steuermann habe außerdem Schettinos Anweisungen nicht begriffen.

Schettino wartet an einem geheimen Ort auf die Urteilsverkündung. Er habe seine Wohnung im süditalienischen Meta di Sorrento verlassen, weil er Journalisten vermeiden wolle. Er werde sich jedoch in einer Strafanstalt der Justiz stellen, sagte der Anwalt. Der 56-jährige Schettino, der in erster und zweiter Instanz zu 16 Jahren Haft verurteilt worden war, erschien am Freitag nicht vor Gericht.

Die verunglückte Costa Concordia
Die verunglückte Costa Concordia © APA/AFP/VINCENZO PINTO

Wiederaufrollen gefordert

Der Anwalt listete 14 Formfehler bei dem zweitinstanzlichen Prozess auf, bei dem Schettino in Florenz im vergangen Jahr zu 16 Jahren Haft verurteilt worden war. Der Verteidiger verlangte ein Wiederaufrollen des Prozesses.

Schettinos Rechtsanwälte legten den Richtern ein Video vor, das ihren Mandanten entlaste, behaupteten die Verteidiger. Mehr als 40 Personen, Vertreter von Ämter und Institutionen sowie Angehörige von Todesopfern und Passagieren, nahmen an der Gerichtsverhandlung teil.

Das Oberste Gericht überprüft Urteile der Unterinstanzen auf Rechtsfehler. Liegen solche vor, werden die entsprechenden Urteile "kassiert" und zur Neuverhandlung an die zuständigen Gerichte zurückverwiesen. Nicht ausgeschlossen wird daher, dass der Prozess gegen Schettino von vorne beginnen könnte, sollten die Richter Rechtsfehler feststellen. Der Anwalt listete 14 Formfehler bei dem zweitinstanzlichen Prozess auf, bei dem Schettino in Florenz im vergangen Jahr zu 16 Jahren Haft verurteilt worden war.

Österreicher an Bord

Schettino hatte die "Costa Concordia" im Jänner 2012 zu nahe an die Insel Giglio gesteuert, woraufhin der Kreuzfahrtriese teilweise sank. An Bord des Schiffes befanden sich 4.200 Menschen. Die 77 Österreicher an Bord - unter ihnen der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) - konnten sich retten. Schettino hatte damals als einer der ersten das Schiff verlassen und war als "Kapitän Feigling" verspottet worden. Er selbst behauptete, in ein Rettungsboot gerutscht zu sein