Rund tausend Regierungsgegner haben in Venezuela des 38. Todesopfers der landesweiten Proteste gedacht. Die schwarz gekleideten Demonstranten zogen mit einer großen Landesflagge durch die Hauptstadt Caracas. Auf einem Schild stand "Wir haben genug von der Gewalt, kein weiterer Toter!"
Der Trauermarsch war dem 27-jährigen Studenten Miguel Castillo gewidmet, der am Mittwoch bei Krawallen am Rande einer Demonstration erschossen wurde. Präsident Nicolas Maduro, gegen den sich die seit Wochen andauernden Proteste richten, kündigte eine Untersuchung des Todes des Studenten an. Er warf seinen Gegnern vor, einen "bewaffneten Aufstand" zu führen und gab ihnen wie bereits zuvor die Schuld für die Toten. Die Opposition kündigte für Freitag neue Proteste an, die diesmal von "Großeltern" angeführt werden sollten. Am vergangenen Wochenende hatte es einen Marsch von Frauen gegeben.
Fast tägliche Straßenschlachten
Die Demonstranten in Venezuela liefern sich seit Anfang April fast täglich Straßenschlachten mit der Polizei. Mindestens 38 Menschen wurden bereits getötet und hunderte weitere verletzt. Seit Beginn der Demonstrationen wurden zudem nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Foro Penal insgesamt 1990 Menschen festgenommen, von denen 650 noch in Haft sind. Dutzende von ihnen seien illegal vor Militärgerichten verurteilt worden.
Die konservativen und rechtsgerichteten Regierungsgegner machen den sozialistischen Staatschef Maduro für die schwere Wirtschaftskrise in dem ölreichen südamerikanischen Land verantwortlich. Die Versorgungslage ist vielerorts dramatisch.
Auswirkungen auf Gesundheit
Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Krise erhebliche Folgen für die Gesundheit der Venezolaner hat. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums stieg die Säuglingssterblichkeit im vergangenen Jahr sprunghaft an, ebenso die Zahl der Mütter, die bei der Geburt starben. Maduro ernannte am Donnerstag einen neuen Gesundheitsminister.