Mehr als acht Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs liegt nun endlich das Gutachten der Staatsanwaltschaft zur Unglücksursache vor. Demnach führte ein Fehler beim U-Bahn-Bau zu dem Einsturz, genauer: eine Fehlstelle in einer Schlitzwand-Lamelle.
Die Staatsanwaltschaft werde nun in den kommenden Wochen entscheiden, ob sie auf der Grundlage dieser Erkenntnisse Anklage erhebe oder das Verfahren einstelle, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Donnerstag in Köln. Zuvor hatte der "Kölner Stadt-Anzeiger" online darüber berichtet.
Ermittelt worden war gegen 89 Beschuldigte, Verantwortliche bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) und bei den am U-Bahn-Bau beteiligten Firmen, ihren Fachplanern und Subunternehmern.
Bei dem Einsturz im Jahr 2009 waren zwei Anrainer ums Leben gekommen. Der Schaden wird auf eine Milliarde Euro geschätzt.
Mühsam wieder aufgebaut
Erst zweieinhalb Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs ist die Bergung der verschütteten Archivalien abgeschlossen worden. 95 Prozent der rund 30 Regalkilometer Archivgut konnten geborgen werden. "Einen solch hohen Wert hätte unmittelbar nach dem Einsturz wohl auch der kühnste Optimist nicht erwartet", sagte die Archivleiterin Bettina Schmidt-Czaia.
Sie betonte jedoch: "Geborgen heißt nicht gerettet. Das Archivgut ist in sehr unterschiedlichem Zustand." Etwa 35 Prozent sind "schwerst beschädigt", 50 Prozent sind schwer und mittelschwer beschädigt, und 15 Prozent sind mit leichten Schäden davongekommen. Mit der Restaurierung wären 200 Restauratoren und Hilfskräfte 30 bis 50 Jahre beschäftigt. Die Kosten dafür werden auf 350 bis 400 Millionen Euro geschätzt.
Das Stadtarchiv hatte sich bei seinem Einsturz am 3. März 2009 einmal um die eigene Achse gedreht - dadurch waren die Archivbestände völlig durcheinandergewirbelt worden.