China geht einen Schritt weiter auf dem Weg zur Eroberung des Mondes. In einer einjährigen Testphase werden Studenten wie auf dem Erdtrabanten leben - in einem Labor. Vier Studenten der Pekinger Beihang-Universität für Weltraum-Forschung betraten am Mittwoch das 160 Quadratmeter große Labor, genannt "Yuegong-1" oder "Lunar Palace" (Mondpalast), berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.
In der von der Außenwelt völlig abgeschnittenen Kabine sollen die zwei Frauen und zwei Männer zunächst 60 Tage am Stück verbringen. Anschließend werden sie von einer zweiten Testgruppe abgelöst, die sogar 200 Tage in dem Labor bleiben soll. In der dritten Phase kehrt die erste Gruppe zurück, um nochmals 105 Tage in dem "Mondpalast" zu leben - insgesamt sind das genau 365 Tage.
Das Labor verfügt über zwei Module, in denen Pflanzen angebaut werden, sowie über einen Wohnbereich. In dem 42 Quadratmeter großen Raum befinden sich vier Betten, ein Gemeinschaftszimmer, ein Badezimmer, ein Raum für die Abfallaufbereitung sowie ein Raum für die Aufzucht von Tieren.
Die menschlichen Abfälle werden durch Bio-Gärung aufbereitet, die Pflanzen sollen mit Nebenprodukten aus Lebensmittelabfällen gedüngt werden. "Ich werde für die Aufbereitung von festen Abfällen und Urin zuständig sein sowie für das Schreddern von Stroh, Dreschen von Weizen und die Vorbereitung des Essens", erläuterte einer der Studenten im staatlichen Fernsehsender CCTV. Seine Kollegen sollen sich unter anderem um die Pflanzen, medizinische Betreuung und die Vorräte kümmern.
Nach derzeitiger Planung will China seine ersten Taikonauten in etwa zehn Jahren auf den Mond schicken. Ende April dockte erstmals ein selbstentwickelter Weltraumfrachter an dem chinesischen Raumlabor an, das seit September in 393 Kilometern Höhe um die Erde kreist.
Um gegenüber den USA, der EU und Russland aufzuholen, steckt die Volksrepublik Milliarden in ihr Raumfahrtprojekt. Ziel ist es, bis zum Jahr 2022 eine eigene bemannte Raumstation aufzubauen - dann endet die Mission der Internationalen Raumstation (ISS).