Am Vorabend der Bischofssynode im Oktober 2015 outete sich Monsignore Charamsa in Rom und stellte seinen Partner Eduard Planas vor. Öffentlich gestand er, in einer homosexuellen Beziehung zu leben. Seine Posten als Assistenzsekretär der Internationalen Theologischen Kommission und als Dozent an zwei päpstlichen Universitäten verlor Charamsa sofort, ebenso sein Priesteramt. Er lebt heute mit seinem Lebensgefährten in Barcelona.
Nun rechnet er in seinem Buch „Der erste Stein“ mit der römisch-katholischen Kirche ab. Er zeichnet darin das Bild einer homophoben, gleichzeitig mehr oder minder unverhohlen „schwulen“ katholischen Kirche: „Auf der Grundlage meiner persönlichen Erfahrungen gehe ich davon aus, dass ungefähr die Hälfte aller katholischen Geistlichen schwul ist.“ Dennoch „vernichtet die Kirche die Schwulen in spiritueller, psychologischer und sozialer Hinsicht und treibt sie nicht selten auch in den Tod“.
Bereits im November 2015 hatte Charamsa dem Vatikan in einem Interview vorgeworfen, Schwule und Lesben psychologisch zu töten. Die katholische Verurteilung von Homosexualität stehe "der Haltung des islamischen Fundamentalismus näher als der Vernunft".
"Große Befreiung"
Sein Buch wird für Krzysztof Charamsa erneut zu einer Abrechnung mit der Doppelmoral. Sein Coming-out schildert er als große Befreiung. Seine persönliche Geschichte ist die Geschichte "einer Kirche, die besessen ist vom Sex, die der Sex krank macht", wie er in "Der erste Stein" schreibt.