Der terrorverdächtige Offizier Franco A. hat nach Angaben aus Militärkreisen offenbar große Mengen Munition bei der deutschen Bundeswehr gestohlen. Bei seinem mutmaßlichen Komplizen seien rund 1.000 Schuss Munition entdeckt worden, die großteils aus Bundeswehr-Beständen stammten, hieß es am Freitag.
Es handle sich um Munition verschiedener Kaliber, die für die Dienstpistole P8, für die Sturmgewehre G3 und G36, aber auch für Maschinengewehre verwendet werden könne. Der Soldat habe die Patronen vermutlich bei Schießübungen beiseite gebracht. Die Bundeswehr versuche derzeit, den Weg der Munition anhand der Chargen-Nummern nachzuvollziehen und zu klären, wem sie ausgehändigt wurde.
"Führungsschwäche"
Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen steht in der Affäre unter Druck, weil sie der Armee allgemein ein Haltungsproblem und Führungsschwäche bescheinigte. Opposition und Bundeswehrverband wiesen dies als ungerechtfertigte Pauschalkritik zurück. Grüne und SPD haben für Mittwoch eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses beantragt, bei der sie die Ministerin befragen wollen.
Fehler eingeräumt
Bei einem Treffen mit rund hundert Generalen und Admiralen am Donnerstag in Berlin räumte von der Leyen Fehler ein. Die Soldaten leisteten einen "unverzichtbaren Dienst für unser Land", wofür sie Dank und Anerkennung verdienten, sagte sie nach Angaben des Magazins "Spiegel" vom Freitag. "Ich wünschte, ich hätte diese Sätze am Wochenende in dem Fünf-Minuten-Interview über den Rechtsextremisten vorweggesagt."
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Andre Wüstner, lobte diesen Schritt am Freitag im TV-Sender ARD. "Es ist immer schwer für Politiker zu sagen: Ich habe einen Fehler gemacht." Deshalb seien waren viele positiv überrascht gewesen, "wie sie da vor den Vorgesetzten und Führungskräften argumentiert hat."
Franco A. war vergangene Woche festgenommen worden und wird verdächtigt, einen Anschlag geplant zu haben. Auch der mit ihm befreundete Student, bei dem die Munition gefunden wurde, sitzt seither in Untersuchungshaft. Beide haben nach Einschätzung der Ermittler eine rechtsextremistische Gesinnung.