In diesem Jahr ist die Zahl der von NGOs im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge stark gewachsen. Dies berichtete der Staatsanwalt der sizilianischen Stadt Sirakus, Francesco Paolo Giordano, vor der Verteidigungskommission des Senats in Rom. Die Kommission prüft Vorwürfe über mögliche Verstrickungen zwischen Schleppern und Hilfsorganisationen im Mittelmeer.

28,1 Prozent aller seit Anfang 2017 im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge seien von NGO-Schiffen in Sicherheit gebracht worden. 2016 waren es 14,3 Prozent und 2015 12 Prozent. "Das bezeugt, dass sich die Tätigkeit der NGOs im Mittelmeer verstärkt hat", kommentierte Giordano laut Mediangaben.

Giordano betonte, er habe keine Beweise über intransparente Beziehungen zwischen Schleppern und NGOs. "Es gibt Hilfsorganisation, die mit den Justizbehörden stärker kooperieren, andere weniger. Wir haben dieses Verhalten jedoch nicht als Hürde für die Justizermittlungen, sondern als kohärente Haltung betrachtet. NGOs stehen an der Seite der Migranten, nicht der Polizei", kommentierte Giordano.

"Attacken gegen Hilfsorganisationen sind schandhaft"

Rückendeckung erhielten die Hilfsorganisationen von Italiens Bischofskonferenz CEI. "Es ist richtig, dass die Justizbehörden die Lage im Mittelmeer prüfen. Doch die Attacken gegen Hilfsorganisationen sind schandhaft", kommentierte Giancarlo Perego, Direktor der Migranten-Stiftung der Bischofskonferenz "Migrantes".

Anders sieht die Lage die ausländerfeindliche Oppositionspartei Lega Nord. "Wir erwarten Festnahmen und die Konfiszierung der Schiffe. Wenn jemand auf Kosten der Migranten Geschäfte macht, muss er verhaftet werden", so der Chef der Lega Nord, Matteo Salvini.