Die beiden Angeklagten im Mordprozess um das sogenannte Horror-Haus von Höxter in Nordrhein-Westfalen hatten Kontakt zu einer Reihe allein stehender Frauen. Zwei ehemalige Partnerinnen zeichneten am Dienstag vor dem Gericht in Paderborn das Bild eines gefühlvollen Wilfried W., mit dem sie eine harmonische Beziehung hatten. Seine mitangeklagte Ex-Frau habe sich als angebliche Schwester eingemischt.

In einer dieser Beziehungen soll es den beiden Angeklagten aber auch um eine größere Summe Geld gegangen sein. Eine 61-Jährige sagte vor Gericht, alles sei gut gewesen, bis sie Wilfried 3500 Euro für einen Autokauf geliehen habe. "Jetzt im Nachhinein ist mir klar, dass es wohl nur um das Geld ging. Denn anschließend begann der Streit, es war nicht mehr so wie vorher." Angelika habe sie aufgefordert, weiteres Geld für die Anmeldung des Autos zu zahlen. Die Angeklagte habe zudem behauptet, das Geld sei geschenkt und nicht nur geliehen.

Kontakt mit Bewohnern

Eine andere Zeugin sagte, sie habe über Jahre mehrmals mit Bewohnern des Hauses von Wilfried W. und Angelika W. in Höxter Kontakt gehabt. Einmal habe ihr im Februar 2016 eine Frau die Tür geöffnet. "Diese Frau hatte einen leeren Blick, graue Haare und ganz dünne Beine", berichtete die 65-Jährige. "Ich muss heute noch oft weinen, wenn ich an sie denke. Denn sie hat mich nicht um Hilfe gebeten, sie hätte ja nur ein Wort sagen müssen", sagte die Zeugin.

Bei der Frau mit den grauen Haaren muss es sich um das zweite Todesopfer gehandelt haben. Sie starb rund zwei Monate später an den Folgen von Misshandlungen in einem Krankenhaus.

Über Jahre hinweg sollen Wilfried W. (47) und Angelika W. (48) mehrere Frauen in ihr Haus gelockt und dort misshandelt haben. Die Beiden sind wegen Mordes durch Unterlassen angeklagt. Zwei Frauen starben infolge der Quälereien. Beide beschuldigen sich gegenseitig, die treibende Kraft gewesen zu sein. Ein Urteil wird frühestens im Herbst 2017 erwartet.