In der süditalienischen Region Apulien ist ein Protest gegen den Beginn der Bauarbeiten für die Trans Adriatic Pipeline (TAP) ausgebrochen. Sie soll über rund 880 Kilometer Gas von Aserbaidschan und der türkischen Grenze via Griechenland und Albanien durch die Adria nach Italien importieren. Angeführt wird die Ablehnung von Umweltaktivisten und vom Präsidenten Apuliens, Michele Emiliano.

Jahrhunderte alte Olivenbäume müssen in der apulischen Ortschaft Melendugno, wo der italienische Teil der TAP gebaut wird, ausgegraben und anderswohin versetzt werden. Die Gefahr sei jedoch, dass Hunderte von Pflanzen mit einem enormen Wert für die lokale Landwirtschaft zerstört werden. Und dies ausgerechnet in einer Zeit, in der Apulien bereits mit der Ausbreitung des Pflanzenschädlings Xylella fastidiosa zu kämpfen hat. Xylella befällt Olivenbäume und führt zum Absterben durch Austrocknung.

200 Bäume sollen versetzt werden

Die ersten 40 alten Olivenbäume wurden in Melendugno bereits ausgegraben. Insgesamt sollen 200 Bäume versetzt werden. Sie sollen wieder auf ihren Herkunftsort zurückkehren, sobald die Arbeiten für die Verlegung der Röhren abgeschlossen sind. "Das ist vollkommen illegal", protestierte Emiliano. Er behauptete, dass die Region und nicht die Regierung in Rom für das Ausgraben von Olivenbäumen zuständig sei. An Emilianos Seite stellten sich mehrere Bürgermeister aus der Gegend, die das Komitee "No TAP" gegründet haben.

Emiliano gab zu, er sei gegenüber den Interessen der Energielobbys machtlos. Die Regierung in Rom betrachte das TAP-Projekt für Italiens Energieversorgung als strategisch notwendig. "Die Regierung kann gegen uns die Polizei einsetzen", sagte Emiliano. Das aus mehreren internationalen Energiekonzernen bestehende TAP-Konsortium betont, es habe alle Genehmigungen für den Bau der Gaspipeline erhalten. Höchste Umweltstandards sollen dabei eingehalten werden.

TAP-Pipeline

Umweltaktivisten klagen, dass die Röhre, die ab 2019 Gas nach Europa transportieren soll, unter dem Strand von San Foca in Apulien verlaufen wird. Hier legen Meeresschildkröten ihre Eier ab. Auch die Fischer der Gegend protestieren wegen der Bohrungen im Meeresboden, die mit dem Projekt verbunden sind.

Die Pipeline soll nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2020 von Aserbaidschan durch die Türkei, Griechenland und Albanien nach Italien verlaufen und Westeuropa unabhängiger vom russischen Erdgas machen. Mit dem Baubeginn eines 550 Kilometer langen Abschnitts einer Gaspipeline in Nordgriechenland wurde bereits im vergangenen Jahr begonnen. Die TAP-Pipeline gilt als ein Schlüsselprojekt für Europas Gasversorgung.