Die japanische Regierung will die Evakuierungszone um den havarierten Atomreaktor von Fukushima aufheben. Damit gefährdet die Regierung Menschen, die ab kommenden Monat zurück in ihre verstrahlten Häuser ziehen sollen, warnte Greenpeace am Dienstag. Die NGO berief sich dabei auf von tausende Messungen, die Aktivisten im November 2016 in Iitate in der Präfektur Fukushima vorgenommen haben.
Dabei wurden erstmals verschiedene Messmethoden miteinander kombiniert. Die japanische Regierung unterstützt mit dem geplanten Ende der Evakuierung den Betreiber des AKW Tepco, der dann keine Entschädigung mehr an die betroffene Bevölkerung zahlen muss. "Das muss aufhören, die Menschen müssen finanziell entschädigt werden, wenn sie sich gegen einen Rückzug in die belasteten Gebiete entscheiden", forderte Adam Pawloff, Anti-Atomsprecher von Greenpeace in Österreich.
Werte massiv überschritten
Die intensiv untersuchten Häuser liegen kilometerweit voneinander entfernt und haben eins gemeinsam: Der von der Regierung durch Dekontamination angestrebte Wert von 0,23 Mikrosievert pro Stunde (μSv/h) in einem Meter Höhe über dem Boden wird auf allen Grundstücken massiv überschritten.
Die Messmethode der japanischen Regierung orientiert sich an der Situation von Arbeitern in Atomkraftwerken. Greenpeace-Aktivisten haben neben der systematischen Messung auch am Boden gemessen, da dort in der freien Natur die höchsten Strahlungswerte auftauchen. Radioaktive Partikel sammeln sich beispielsweise in Pfützen oder anderen sogenannten Hotspots. Bei vier Häusern haben die Aktivisten Strahlenwerte von mehr als zehn Mikrosievert pro Stunde in zehn Zentimeter Höhe gemessen. Diese Kontaminationen sind vor allem für Kinder relevant, die am Boden spielen.
Die Greenpeace-Aktivisten haben die radioaktive Strahlung vor Ort mit Langzeitdosimetern, Bodenmessungen, Echtzeitmessungen und Analysen von Bodenproben untersucht. Sieben Häuser, die über die Region verteilt liegen wurden intensiv untersucht. "Jede Woche einmal zum Röntgen der Lunge gehen, oder zurück in die verstrahlten Häuser ziehen. Die Strahlendosis ist ungefähr die gleiche und deshalb muss die Evakuierung bestehen bleiben", sagte Pawloff,
Das AKW Fukushima Daiichi war vor sechs Jahren am 11. März 2011 von einem schweren Erdbeben und Tsunami getroffen worden. Es kam zu Kernschmelzen in drei Blöcken, Explosionen und Radioaktivität wurde massiv freigesetzt. Etwa 160.000 Menschen mussten daraufhin ihren Wohnort verlassen.