Eine großangelegte Rettungsaktion für gestrandete Grindwale an der Küste Neuseelands ist beendet: Am Sonntag gelang es rund 240 Tieren, ins offene Meer zurückzuschwimmen, wie der Sprecher der Naturschutzbehörde DOC, Herb Christophers, sagte. Die meisten hätten sich selbst durch die Flut befreien können, eine kleine Gruppe sei mit Hilfe von Booten ins tiefere Wasser geführt worden.

Seit Donnerstagabend waren rund 650 Wale entlang der schmalen Landzunge Farewell Spit auf der Südinsel des Pazifikstaates gestrandet. 350 von ihnen verendeten, weitere 20 wurden eingeschläfert. Laut der Nachrichtenagentur AFP kämpften die Helfer noch um das Überleben von 17 verbliebenen Walen. Ziel sei es, sie bei der nächsten Flut ins Meer zu bugsieren.

500 freiwillige Helfer

Mehr als 500 freiwillige Helfer, unter ihnen Einheimische, Touristen und Schüler, hatten in den vergangenen Tagen versuchten, die Tiere ins tiefere Wasser zurückzubugsieren - und dabei auch Dutzende Tiere gerettet. Trotz einer Hai-Warnung wateten die Helfer tief ins Wasser, um mit einer Menschenkette eine erneute Strandung der Tiere zu verhindern. Dennoch strandeten schließlich erneut etwa 240 Grindwale bei Ebbe. Vor Einbruch der Nacht war die Aktion am Samstagabend aus Sicherheitsgründen jedoch vorübergehend gestoppt.

Christophers sagte, es sei nicht ungewöhnlich, dass so viele Grindwale in der Gegend seien. Allerdings sei die Bucht eine Falle für sie auf ihrem Weg in den Nordwesten der Südinsel. Die Helfer lobte Christophers. Es habe Verkehrsstaus gegeben - verursacht durch die große Zahl von Autos von Freiwilligen.

Der Grund für das Massensterben war zunächst unklar. Pathologen wollen einige der toten Tiere sezieren, um so die Ursache herauszufinden. Die Walschutzorganisation Project Jonah hatte am Freitag die Vermutung geäußert, eine Kombination aus hohen Temperaturen und Erkrankungen könne die Ursache sein. Bekannt sind Fälle, in denen Wale einem kranken Leittier ans Ufer folgten. Möglich wäre auch, dass das Echolot-System der Tiere von Unterwasserlärm oder anderen Faktoren gestört wurde.

Ursachen unklar

An den Küsten Neuseelands stranden immer wieder Wale. Warum die Meeressäuger die Orientierung verlieren, ist unklar. Möglicherweise folgen sie einem verirrten oder kranken Tier in seichtes Gewässer. Die Naturschutzbehörde schloss auch nicht aus, dass die Wale aus Angst vor Haien ins seichte Wasser geschwommen sein könnten. Vor Farewell Spit gebe es Weiße Haie, und an einem der verendeten Wale seien Bisswunden entdeckt worden, sagte der Behördenvertreter Mike Ogle dem Sender Radio New Zealand.

Bereits im Februar 2015 waren am Strand von Farewell Spit 200 Grindwale gestrandet. Damals konnten 60 Tiere wieder ins Meer gebracht werden. Auch an anderen Küsten kommt es immer wieder zu Massenstrandungen von Walen.

Grindwale - auch Pilotwale genannt - werden bis zu acht Meter lang. Männliche Tiere erreichen ein Gewicht von bis zu drei Tonnen. Die Säuger bevorzugen gemäßigte und kalte Gewässer. Auf der Südhalbkugel sind sie in allen Ozeanen zu finden, auf der Nordhalbkugel nur im Atlantik.