Bei Protesten gegen Polizeigewalt in Frankreich ist es in einer Vorstadt von Paris zu Ausschreitungen gekommen. In Bobigny warfen Demonstranten Scheiben ein, griffen Polizisten an, setzten Mistkübel oder Autos in Brand, darunter einen TV-Übertragungswagen. Anlass der Proteste war die brutale Festnahme eines jungen Schwarzen in einer Pariser Problemvorstadt vor einer Woche.
Kind aus brennendem Auto gerettet
Ein Kind musste von Polizeikräften aus einem brennenden Auto gerettet werden, wie die zuständige Präfektur am Samstagabend mitteilte. Am Nachmittag waren nach Polizeiangaben etwa 2.000 Menschen zu ursprünglich friedlichen Protesten zusammengekommen.
Die Demonstration am Samstag wurde aber von mehreren Hundert gewaltbereiten Personen gestört. Sie bewarfen die Ordnungskräfte, öffentliche Gebäude und Läden mit Geschossen. Auch Mistkübel gerieten in Brand. Bereits im Laufe der Woche hatten im rund ein Dutzend Kiometer entfernten Aulnay-sous-Bois, wo der junge Mann festgenommen worden war, Autos gebrannt.
Hintergrund
Hintergrund ist der Fall eines 22-Jährigen, der Ende vergangenen Woche bei der Festnahme durch vier Polizisten verletzt worden. Am 2. Februar hatten Polizisten in Aulnay-sous-Bois den jungen Schwarzen festgenommen, den sie des Drogenhandels verdächtigten, und dabei mit Schlagstockhieben schwer verletzt. Ein Polizist soll ihm einen Schlagstock in den After gerammt haben.
Der 22-Jährige musste operiert werden und ist zwei Monate lang arbeitsunfähig geschrieben. Medienberichten zufolge liegt er weiterhin im Krankenhaus. Gegen einen der vom Dienst suspendierten Polizisten wird wegen des Verdachts der Vergewaltigung ermittelt, gegen die drei anderen wegen vorsätzlicher Gewalt.
Der Fall sorgte in Frankreich für Wut und Empörung, zahlreiche Menschen gingen auf die Straße. Der Fall wirft auch ein Schlaglicht auf das problematische Verhältnis zwischen der Polizei und jungen Bewohnern von Brennpunktvierteln.