Wegen heftiger Brände sind 60.000 Menschen aus der israelischen Küstenstadt Haifa in Sicherheit gebracht worden. Es seien sowohl Wohnhäuser als auch Einrichtungen wie Schulen und Universitäten evakuiert worden, sagte eine Sprecherin der drittgrößten Stadt des Landes.
Der Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, machte politisch motivierte Brandstifter für die Feuersbrunst verantwortlich. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kündigte an, jede Brandstiftung als "Terrorakt" zu verfolgen.
Insgesamt mussten wir 60.000 Einwohner in Sicherheit bringen - das ist beispiellos für Haifa", sagte der Bürgermeister von Haifa Yona Yahav. Der Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte, die Bewohner von acht Stadtteilen seien aufgefordert worden, wegen sechs verschiedener Brände ihre Häuser zu verlassen. Laut den Rettungskräften mussten einige Menschen gegen ihren Willen aus ihren Häusern gebracht werden.
Die Armee entsandte zwei Bataillone und beorderte Reservisten mit Material zur Unterstützung von Polizei und Feuerwehr. Zypern, Russland, die Türkei, Griechenland, Italien und Kroatien boten an, bei der Brandbekämpfung zu helfen - unter anderem mit Löschflugzeugen. Das Feuer weckte Erinnerungen an die verheerenden Brände von 2010 in Nordisrael, als in Haifa 44 Menschen starben.
Über dem Süden der Stadt lag dichter Rauch, die Luft war voller Asche. Löschflugzeuge flogen im Minutentakt über den Stadtteil Romema, um das Übergreifen der Flammen auf eine Tankstelle zu verhindern. Der Flughafen der 250.000-Einwohner-Stadt wurde geschlossen. Etwa 60 Menschen wurden wegen Atembeschwerden und anderen leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Dürre und starke Winde
Grund für die Feuer sind eine anhaltende Dürre und starke Winde. Die Polizei ermittelt aber auch wegen Brandstiftung. "Es ist klar, dass viele Brände gezielt gelegt wurden und wir es mit einem Terrorismus der Brandstiftung zu tun haben", sagte Minister Erdan am Abend an der Seite von Regierungschef Netanyahu in Haifa. Es habe mehrere Festnahmen gegeben.
"Jeder Brand, der gezielt gelegt wurde oder nach einem Aufruf zum Hass angezündet wurde, ist in jeder Hinsicht ein Terrorakt, wird als solcher behandelt und mit aller nötigen Härte bestraft", sagte Netanyahu. Zugleich begrüßte er ein Angebot der Palästinensischen Autonomiebehörde, vier Löschfahrzeuge zur Hilfe zu schicken. Das Angebot werde geprüft, sagte er.
Bildungsminister Naftali Bennett von der ultrarechten Siedlerpartei Jüdisches Heim erklärte: "Nur die, denen das Land nicht gehört, sind fähig es in Brand zu stecken." Vertreter der israelischen Araber nannten Unterstellungen, jemand aus ihrer Gemeinschaft habe gezündelt, rassistisch. Der israelisch-arabische Abgeordnete Ayman Odeh erklärte: "Wir leben seit Hunderten oder tausenden von Jahren in diesem Land, und wir haben nie Feuer gelegt."
Laut Netanyahu gab es insgesamt 15 Feuer im Land. So wurden auch in der Umgebung von Jerusalem, in Nataf und Shaar Hagai, in Modiin im Zentrum des Landes sowie in der jüdischen Siedlung Talmon im israelisch besetzten Westjordanland Brände registriert.