Es steht für Wohlstand, Macht und Erfolg: Nashorn-Pulver wird vor allem in Vietnam und China als Statussymbol konsumiert. Obwohl es keinerlei medizinischen Beweis für seine Wirksamkeit gibt, glauben viele Konsumenten immer noch, dass das teure Pulver gegen alle möglichen Krankheiten hilft, sogar gegen Krebs – es wird aber auch als Mittel gegen den Kater nach einer durchzechten Nacht eingenommen.
Laut Weltnaturschutzunion IUCN kam es 2015 insgesamt nun zum sechsten Jahr in Folge zu einem Anstieg der Nashorn-Wilderei in Afrika. 1338 Nashörner wurden im Jahre 2015 getötet – fast vier Tiere pro Tag.
Ende der 70er-Jahre zogen noch rund 1,2 Millionen Elefanten durch die afrikanischen Savannen. Innerhalb eines Jahrzehnts halbierten Wilderer den Bestand auf weniger als 600.000 Tiere - allein im vergangenen Jahr wurden ungefähr 30.000 Elefanten getötet. Der Handel mit Elfenbein ist zwar seit 1989 durch das Washingtoner Artenschutzabkommen verboten, der Schwarzmarkt boomt trotzdem. Elfenbein gilt als Symbol für Glück und Reichtum. Viele Konsumenten wissen auch gar nicht, was sie mit dem Kauf eigentlich anrichten. Einigen Chinesen ist zum Beispiel gar nicht klar, dass Elefanten getötet werden, um an das Elfenbein zu gelangen. Sie glauben vielmehr daran, dass den Tieren die Stoßzähne wie Milchzähne ausfallen.
Aufklärung von Konsumenten
Eine wichtige Voraussetzung, den illegalen Wildtierhandel einzudämmen, ist, dass auch die Nachfrage nach den Produkten sinkt. Deshalb ist die Aufklärung der Konsumenten einer der drei Ansatzpunkte von Tierschutzorganisationen im Kampf gegen den illegalen Wildtierhandel. "Das Horn besteht aus dem gleichen Material wie Fußnägel. Willst du immer noch welches?” lautet eine Plakat-Kampgane der Tierschutzorganisation WWF.
Weitere erfolgreiche Kampagnen anderer Organisationen gegen den Konsum von Nashorn werden von internationalen Stars wie David Beckham oder auch Prince William unterstützt. Auch Action-Star Jackie Chan ist in einem spektakulären Spot zu sehen, der zeigt, was durch den illegalen Nashorn-Handel mitfinanziert wird.
Laut WWF wird das Geschäft vor allem von der international organisierten Kriminalität gelenkt. Dabei ist die Wilderei nicht nur eine Gefahr für die Tierwelt, sondern untergräbt das staatliche Gewaltmonopol, fördert Korruption und behindert die wirtschaftliche Entwicklung ganzer Regionen.
Der Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten rangiert auf dem vierten Platz der lukrativsten Verbrechen - hinter Drogenhandel, dem Menschenhandel und der Produkt- und Geldfälschung. Das geht aus dem „Dalberg Report“ hervor, der am 12. Dezember 2012 in der Deutschen UN-Botschaft in New York veröffentlicht wurde. Die Gewinnspannen sind enorm, das Risiko im Vergleich dazu gering: Knapp 3000 Euro werden in Hongkong für ein Kilogramm Elfenbein bezahlt, Wilderer in Afrika bekommen dafür knapp 7 Euro. In Vietnam kostet ein Kilogramm Nashorn 80.000 Euro.
„Unser Büro in China betreibt aktiv Bewusstseinsbildung, dass Nashornhorn nicht hilft und dass Elfenbein viel schöner auf einem lebenden Tier ist“ erzählt Georg Scattolin vom WWF Österreich.
Ob diese Kampagnen Früchte tragen, lässt sich laut Georg Scattolin allerings noch nicht klar sagen. Immerhin sei der Preis von Elfenbein in China gefallen.
Zusammenarbeit mit den Regierungen
Laut Scattolin wird von den Umweltorganisationen auch auf Zusammenarbeit mit den Regierungen der Transitländer gesetzt: Um die Marktkette zu zerstören, arbeitet der WWF mit den Regierungen in Thailand, Myanmar, Kambodscha und Vietnam zusammen, um unkontrollierte Wildtiermärkte zu schließen.
Technik gegen Wilderer
Ein weiterer Punkt konzentriert sich auf die Wilderer selbst. Eine Neuerung, die gerade getestet wird, um Wilderern das Handwerk zu legen sind Wärmebildkameras: Laut WWF ist es das erste Mal, dass die Technik jenseits militärischer Zwecke angewandt wird. Langfristiges Ziel sei es, auch Drohnen mit den Wärmebildkameras und der Software auszustatten. Auf diese Weise könnten noch größere Regionen vor der illegalen Jagd geschützt werden. Mithilfe von Wärmebildkameras und einer speziellen Computersoftware konnte der WWF in Ostafrika in den letzten Monaten zahlreiche Wilderer aufspüren. Seit der testweisen Installation der Technik im Masai Mara-Reservat in Kenia sowie einem weiteren Schutzgebiet des Landes Anfang März wurden auf diese Weise mehr als zwei Dutzend Wilderer festgenommen. Die Technik sei „sehr vielversprechend“, so Scattolin. Man könne dadurch Personen durch Nebel und in der Nacht sehen. Die meisten Wilderer schlagen im Schutze der Nacht zu. „Seit März gab es 20 Festnahmen mithilfe der Wärmebildkameras“.
In vielen Ländern gibt es Programme, um Wilderern eine Alternative zu bieten, indem man sie zum Beispiel als Ranger einsetzt (siehe Interview oben).