Erstmals hat Europa vier neue Satelliten für sein Navigationssystem Galileo gleichzeitig ins All geschickt. Eine Ariane-5-Rakete brachte die Hightech-Fracht am Donnerstag vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana in den Orbit in fast 23.000 Kilometern Höhe. Die Mission war ein Erfolg, sagte der Chef des Raketenbetreibers Arianespace, Stephane Israel.
18 Galileo-Satelliten im All
Damit sind nun 18 Galileo-Satelliten im All. Bisher waren für das Programm deutlich kleinere russische Sojus-Raketen genutzt worden, die pro Start nur zwei Satelliten transportieren konnten.
Galileo ist ein milliardenschweres Prestigeprojekt der EU-Kommission und der europäischen Raumfahrtagentur ESA. Es soll Europa unabhängig vom amerikanischen Navigationssystem GPS machen. Die Positionsdaten sollen künftig etwa von Navigationsgeräten in Autos genutzt werden. Bis 2020 sollen insgesamt 30 Satelliten um die Erde kreisen - davon 24 in Betrieb und sechs als Ersatz.
Für den Vierfach-Start musste extra ein neues Abtrennsystem entwickelt werden, mit dem die Satelliten ausgesetzt wurden. Außerdem müssen Experten der ESA und der französischen Raumfahrtagentur nach der Trennung alle vier Satelliten steuern. Sie müssen an die endgültige Position gebracht und dann über mehrere Wochen getestet werden. "Es ist ein bisschen mehr als normal, das macht es etwas aufwendiger", sagte ESA-Programmdirektor Paul Verhoef.
Verzögerungen wegen Streitereien
Ursprünglich sollten erste auf Galileo basierende Angebote schon 2008 zur Verfügung stehen. Wegen Streitigkeiten unter den Partnerländern gab es aber immer wieder Verzögerungen. Auch wegen Kostensteigerungen kam das europäische Prestigeprojekt immer wieder in die Kritik.
Nun soll es in Kürze losgehen: Bei der Raumfahrtagentur ist die Rede davon, dass erste Dienste im Dezember starten könnten. Die Entscheidung liegt aber bei der EU-Kommission. Eine Sprecherin der Brüsseler Behörde sagte am Donnerstag nur, dass es "bald" so weit sei. Dann könnten Navigationsgeräte, die neben GPS- auch Galileo-Signale empfangen können, von dem System profitieren - auch wenn es noch nicht vollständig ausgebaut ist.
Nach früheren Angaben aus Brüssel wurden für die europäische Satellitennavigation bis 2013 sechs Milliarden Euro ausgegeben, bis 2020 sind weitere sieben Milliarden für Fertigstellung und Betrieb im Budget angesetzt. Die nächsten Starts sind für Sommer 2017 und Anfang 2018 geplant - ebenfalls mit europäischen Ariane-5-Raketen, die jeweils vier Satelliten tragen.