Mit einem Konzert des britischen Rockmusikers Sting wurde am Samstagabend die Konzerthalle Bataclan wiedereröffnet, wo die Attentäter am 13. November vergangenen Jahres 90 Menschen töteten.
Insgesamt starben bei der Anschlagsserie 130 Menschen, rund 400 weitere wurden verletzt. Frankreichs Regierungschef Manuel Valls rief die Europäer zu verstärkten Sicherheitsanstrengungen auf.
Am Sonntag, dem Jahrestag, wollen Frankreichs Staatschef Francois Hollande und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo alle sechs Anschlagsorte aufsuchen: das Stade de France, vor dessen Toren die Anschlagsserie während des Fußballfreundschaftsspiels zwischen Frankreich und Deutschland begann, ein Restaurant sowie drei Bars und das Bataclan. Jedesmal soll eine Gedenktafel enthüllt werden. Der Erzbischof von Paris, Kardinal André Vingt-Trois, liest am Sonntag in der Kathedrale Notre Dame eine Gedenkmesse.
Valls ruft Europäer zu Kooperation auf
Valls rief die Europäer in einem Zeitungsbeitrag auf, angesichts der Bedrohung durch den "islamistischen Terrorismus" zusammenzuhalten und ihre Anstrengungen für die eigene Sicherheit zu verstärken. In dem am Samstag veröffentlichten Gastbeitrag in mehreren großen europäischen Tageszeitungen schreibt Valls, der "islamistische Terrorismus" werde Europa erneut treffen, aber letztlich würden die Europäer "siegen".
"Angesichts dessen müssen wir Europäer noch mehr Verantwortung übernehmen, um unsere Sicherheit zu gewährleisten. Und dies um so mehr, als die Vereinigten Staaten sich immer mehr aus dem Weltgeschehen zurückziehen. Europa kann sich nicht länger seinen Pflichten entziehen und sich hinter seinem amerikanischen Verbündeten verstecken," schrieb Valls unter anderem in der Zeitung "Die Welt" (Samstagsausgabe). Die EU müsse ihre Außengrenzen besser schützen. "Außerdem muss jedes Land seinen Verteidigungsaufwand erhöhen, indem es ihm mindestens zwei Prozent seines BIP widmet."
Zugleich wandte der Premier sich an die Familien der Anschlagsopfer:
Valls geht davon aus, dass der nach den Pariser Terroranschlägen vor einem Jahr verhängte Ausnahmezustand nochmals verlängert wird. Er werde sicherlich noch einige Monate länger in Kraft bleiben, sagte Valls in einem am Sonntag veröffentlichten Interview des britischen Rundfunks BBC.
Umstrittene Sonderrechte
"Es ist zu diesem Zeitpunkt schwierig, den Ausnahmezustand zu beenden, vor allem weil wir in wenigen Wochen einen Präsidentschaftswahlkampf beginnen werden, wo es öffentliche Kundgebungen geben wird", so der Regierungschef. "Wir müssen auch unsere Demokratie beschützen."
Der Ausnahmezustand war mehrfach verlängert worden und gilt derzeit bis Ende Jänner 2017. Er gibt den Behörden teils umstrittene Sonderrechte. So können Hausdurchsuchungen ohne Richterbeschluss angeordnet werden, der Innenminister kann auch Menschen unter Hausarrest stellen.