Somit stieg die Opferbilanz um fast ein Fünftel. Allein 3930 Menschen starben nach IOM-Zählung (Internationale Organisation für Migration) auf dem Weg übers Mittelmeer in Richtung EU.

Die IOM-Zahlen liegen über dem Wert von 3800 Mittelmeer-Toten, den das UN-Flüchtlingswerk UNHCR am Mittwoch veröffentlicht hatte. Doch auch in der UNHCR-Statistik markiert diese Zahl einen Höchstwert. Insgesamt wagten in diesem Jahr laut IOM fast 330.000 Menschen die gefährliche Überfahrt nach Europa. Allein in dieser Woche seien 280 Menschen auf dem Weg von Libyen nach Italien gestorben.

Verdurstet, Unfälle und Gewalt

Dem Bericht zufolge starben zudem 500 Menschen in Lateinamerika auf der Reise in die wohlhabenderen Nordstaaten. Haupttodesursachen seien Verdursten, Verkehrsunfälle und Gewalt. Von drei Fünftel der Menschen, die auf der Flucht sterben, werden laut IOM die Leichen nie gefunden.

Der Druck auf die Migrationsrouten wird durch am Donnerstag veröffentlichte Zahlen des italienischen Innenministeriums untermauert: Demnach erreichten allein im laufenden Oktober 26.161 Flüchtlinge Italiens Küsten. Fast alle stammten demnach aus Westafrika und dem Horn von Afrika. Mit jetzt schon 159.000 Ankünften ist der Rekordwert von 2014 nicht mehr weit, als im Gesamtjahr 170.000 Menschen Italien erreichten.

Bei einer Kundgebung vor einer Kaserne in Mailand, wo 300 Flüchtlinge aufgenommen werden sollen, rief der Chef der rassistischen Partei Lega Nord, Matteo Salvini, die Polizei am Donnerstag zum Aufstand auf. Die mit Frankreichs Front National verbandelte Partei führt seit längerem eine Kampagne gegen die "Diktatur der Willkommenskultur".

Am Montag hatten Bewohner des 700-Einwohner-Dorfs Gorino in der Po-Ebene Barrikaden errichtet, um die Unterbringung von zwölf weiblichen Flüchtlingen zu verhindern. Innenminister Angelino Alfano ordnete daraufhin an, die Frauen in anderen Gemeinden unterzubringen.