Kurz nach einem ersten Erdbeben der Magnitude 5,4 ist Mittelitalien am Mittwochabend von noch schwereren Erdstößen erschüttert worden. Dabei sind mehrere Gebäude eingestürzt. Erneut wurden ursprüngliche Angaben zur Magnitude der Erdstöße nach unten korrigiert. Das Staatsfernsehen "Rai" sprach nun von einer Stärke von 5,9, die US-Erdbebenwarte von 6,0. Das Epizentrum lag demnach in einer Tiefe von rund 8,4 Kilometern, 68 Kilometer östlich von Perugia.

Die zweiten, wesentlich stärkeren Erdstöße waren unter anderem in Rom und Neapel zu spüren. Die Behörden sprachen von Verkehrsproblemen in den betroffenen Gebieten. Hier war es wegen des ersten Erdbebens zu Stromausfällen gekommen, die die Arbeit der Feuerwehrmannschaften erschwerten.

Menschen rannten auf Straße

Nach Angaben des italienischen Instituts für Geophysik und Vulkanologie hatte das erste Beben eine Stärke von 5,4. Das Epizentrum lag demnach nahe der Provinzhauptstadt Macerata in der Region Marken. Mindestens zwei Personen sind verletzt worden. Über ihren Zustand sei nichts bekannt, gab der italienische Zivilschutz bekannt.

Das Epizentrum lag in Mittelitalien
Das Epizentrum lag in Mittelitalien © USGS

Der erste Erdstoß ereignete sich um 19.11 Uhr. Vor allem in der Provinz von Macerata in der Adria-Region Marken kam es zu Einstürzen von Häusern, berichteten italienische Medien. Hier kam es auch zu Stromausfällen, die Telefonleitungen waren unterbrochen. Die Feuerwehren erhielten zahlreiche Anrufen verängstigter Bürger. Viele von ihnen rannten auf die Straße.

"Unser Dorf ist am Ende"

Nach einem zweiten, schweren Erdbeben der Magnitude 5,9 ist das Dorf Ussita in Mittelitalien nach Angaben des dortigen Bürgermeisters schwer verwüstet. "Unser Dorf ist am Ende", Marco Rinaldi dem Staatsfernsehen "Rai" am Mittwochabend. 25 Senioren seien aus dem Altersheim evakuiert worden. Der Bürgermeister hoffte aber, dass es keine Todesopfer geben werde, weil die meisten Bewohner nach den ersten Erdstößen um 19.11 Uhr ihre Wohnungen bereits verlassen hätten. Schwere Regenfälle in der Gegend würden die Arbeit der Feuerwehrleute jedoch erschweren. 

In mehreren Gemeinden des Erdbebengebiets in der Provinz Macerata sowie in den Städten Perugia, Terni und Ascoli Piceno bleiben am Donnerstag die Schulen geschlossen, weil die Sicherheit der Gebäude geprüft werden muss, teilte der Zivilschutz am Abend weiter mit.

Zudem sei eine Kirche in der umbrischen Stadt Norcia beschädigt worden, der Geburtsstadt des Heiligen Benedikt (geb. 480). In der Kleinstadt waren auch nach dem Erdbeben vor zwei Monaten Sachschäden gemeldet worden. Zu spüren waren die Erschütterungen auch in Rom, wo es in einigen Viertel zu kleinen Sachschäden bei Gebäuden kam.

Auch in Amatrice spürbar

Das Erdbeben war auch in Amatrice deutlich spürbar. Die Berggemeinde am Apennin war bei einem Erdbeben am 24. August völlig zerstört worden. Laut Medienangaben wurden auch in Arquata und Accumuli Einstürze gemeldet, einer der beim Erdbeben im August am schwersten beschädigten Gemeinden. Zu Verkehrsproblemen kam es auf der Via Salaria, einer Konsularstraße, die Rom mit den Marken verbindet. Die Straße wurde wegen Einstürzen aus Sicherheitsgründen gesperrt. Wegen des Erdbebens wurde das Personal des Außenministeriums in Rom evakuiert. 

Laut ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) wurde das erste Erdbeben am Mittwochabend vereinzelt auch in südlichen Teilen Österreichs in höheren Stockwerken als langsames Schwanken des Gebäudes wahrgenommen.

Erst vor zwei Monaten war Mittelitalien von einem verheerenden Erdbeben erschüttert worden. Bei dem Beben am 24. August mit einer Magnitude 6.0 kamen 298 Menschen ums Leben. Mehrere Städte wurden komplett zerstört. Das Epizentrum lag damals im Ort Amatrice in der Region Latium.

Schwere Erdbeben in Italien

In Italien haben sich in den vergangenen Jahren einige schwere Erdbeben ereignet.

Am 24. August 2016 wird Mittelitalien von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Nach offiziellen Angaben kommen 298 Menschen ums Leben, die meisten in dem Ort Amatrice.

Amatrice war am 24. August völlig zerstört worden
Amatrice war am 24. August völlig zerstört worden © APA/AFP/TIZIANA FABI

Ende Mai 2012 erschüttern über Tage schwere Erdstöße und Hunderte Nachbeben Nordostitalien. Mehr als 25 Menschen sterben, rund 400 werden verletzt, der Schaden geht in die Milliarden.

Am 6. April 2009 um 3.32 Uhr verwüstet ein schweres Erdbeben die mittelitalienische Stadt L'Aquila. Es sterben insgesamt 309 Menschen, Tausende Häuser werden beschädigt, rund 70.000 Menschen obdachlos.

Ein Beben in Mittelitalien lässt am 31. Oktober 2002 eine Dorfschule in San Giuliano di Puglia einstürzen. Mehr als 25 Kinder und eine Lehrerin sterben, viele Schüler werden verletzt. Das Beben ist noch im 200 Kilometer entfernten Rom zu spüren.

Bei einem Beben im Juli 2001 sterben in Südtirol vier Menschen. Ausläufer sind auch in Bayern, Österreich und der Schweiz spürbar.

In den Apennin-Regionen Umbrien und Marken beschädigt ein Beben im September 1997 etwa 9.000 Gebäude. Schwer betroffen ist auch die Basilika von Assisi. Zwölf Menschen sterben.

Bei einem Beben 1990 in Ostsizilien kommen 19 Menschen um. Besonders betroffen sind Syrakus und Carlentini.

Ein Beben sucht 1980 die Region Irpinia in Süditalien heim. Rund 3000 Menschen sterben. Viele werden verletzt oder obdachlos.

Das Beben von Messina (Sizilien) im Jahr 1908 gilt als eine der schwersten Naturkatastrophen Europas im 20. Jahrhundert. Die Zahl der Toten wird auf mehr als 100.000 geschätzt.