Vor sieben Monaten startete der ExoMars Trace Gas Orbiter (TGO) an Bord einer russischen Proton-Trägerrakete, am Mittwochnachmittag erfolgte die Landung des Testlandemoduls Schiaparelli am Mars. Es ist ein Meilenstein für die europäische Raumfahrt - und für die europäische Politik.

Doch die Sonde sendet keine Daten vom Roten Planeten. Dies teilte ein Vertreter der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in der Nacht auf Donnerstag in Darmstadt mit. Es sei unklar, ob die Testsonde "Schiaparelli" intakt sei oder nicht.

Erfolgreich war dagegen ein weiterer Teil der ExoMars-Mission. Der Trace Gas Orbiter (TGO),ein Satellit, der den Testlander mit in Richtung Mars genommen hatte, schwenkte auf eine geplante Umlaufbahn um den Mars ein. Er soll Spurengase in der Atmosphäre des Roten Planeten untersuchen. "Das ist ein großer Erfolg", hatte ESA-Chef Jan Wörner bereits am Abend gesagt. "Schiaparelli" war nach sieben Monaten Flugzeit am Mittwochnachmittag in die Mars-Atmosphäre eingetreten und kurze Zeit später auf der Oberfläche des Nachbarplaneten der Erde gelandet.

Der Liveticker zum Nachlesen:

19.10 Uhr: Zeit für eine kurze Zwischenbilanz: Die Sonde Schiaparelli dürfte erfolgreich am Mars gelandet sein. Ob sie funktioniert, bleibt abzuwarten. Der TGO (ExoMars Trace Gas Orbiter) kreist jetzt um den Mars und ist dabei hoffentlich in der richtigen Umlaufbahn. Der TGO soll die Atmosphäre untersuchen.

18.57 Uhr: Was die ESA über ihren Twitter-Account schreibt, klingt zumindest einmal vielversprechend: "Orbiter signal is looking great".

18.48 Uhr: Jetzt werden die Daten analysiert. Auf die Freude folgt jetzt wieder die Anspannung. Immerhin stellt sich die Frage, ob Schiaparelli in einem Stück gelandet ist.

18.40 Uhr: "Das Signal ist da", heißt es. Damit ist ein wichtiger Teil geschafft. "Looking good" schreibt die ESA.

18:38 Uhr: Die Damen und Herren im European Space Operations Centre in Darmstadt haben offensichtlich Nerven aus Stahl. Das Warten dauert an.

18.17 Uhr: Es wird wieder spannend! In einigen Minuten könnte es die herbeigesehnte Bestätigung geben. Hoffentlich.

17.25 Uhr: Zeit für einen Zwischenstand: Der Eintritt in die Atmosphäre dürfte funktioniert haben. Was fehlt ist eine ESA-Bestätigung, dass Schiaparelli gelandet ist. Dies hat offensichtlich nicht geklappt. Das heißt aber nicht, dass die Landung nicht geklappt hat.

Jetzt heißt es jedenfalls warten und zwar bis etwa 18.30 Uhr. Dann sollen Daten vom Orbiter "MarsExpress" kommen, der den Mars seit 2003 umkreist.

17.15 Uhr: Wäre es ein Hollywood-Actionfilm könnte man sicher sein, dass es gut ausgeht. Aber zumindest bei der ESA scheint man nicht beunruhigt zu sein: Aufgrund des schwachen Signals sei die aktuelle Situation nicht unerwartet.

17.05 Uhr: Dem Plan entsprechend sollte Schiaparelli nach seiner Ankunft das Datensenden einstellen, um Energie zu sparen. Es könnte also noch länger dauern..

16.57 Uhr: Es scheint sich ein wenig zu verzögern. Die Sonde hat, so scheint es, Verspätung. Es kommen Signale - aber noch nicht das entscheidende "Aufschlags"-Signal. 

16.50 Uhr: Ist Schiaparelli sicher gelandet? Wissen wird man das frühestens in zehn Minuten, dann könnte das erste Signal von der Sonde bei der Erde ankommen.

Zur Aufheiterung: Der Trailer zur Actionklamotte "Mars Attacks!" (1996)


16.44 Uhr: Ein paar Fakten zur Beruhigung der Nerven: Jene Atmosphäre, die Schiaparelli gerade mit einem Höllentempo durchfliegt besteht zu 95 Prozent aus Kohlendioxid - im Gegensatz zur Erde dort sind es bloß 0,04 Prozent.

16.42 Uhr: Es geht los: Die heiße, die schwierigste Phase der langen Reise der Sonde. Sechs Minuten durch die Atmosphäre - von 21.000 km/h auf Null.

16.31 Uhr: Noch zehn Minuten, das große Zittern hat längst begonnen. Um 14.42 soll Schiaparelli die Atmosphäre des Mars erreichen.

16.20 Uhr: Die Übertragung eines Signales vom Mars zur Erde dauert etwa zehn Minuten. Schiaparelli ist erfolgreich aufgewacht! Es wird also etwas dauern, bis man auf der Erde wissen wird, ob die Landung geklappt hat. 

15.45 Uhr: Die Esa erhielt ein Signal von Schiaparelli. Alles geht nach Plan.

15.31 Uhr: Die Esa bestätigt, dass der europäisch-russischer Forschungssatellit ein wichtiges Bremsmanöver auf seinem Weg zum Roten Planeten eingeleitet hat.

Sechs Minuten entscheiden

Sieben Monate dauerte die Reise, am Ende aber entscheiden sechs Minuten: Vor allem in Europa und Russland fiebern Raumfahrtexperten der ersten Landung einer europäischen Sonde auf dem Mars entgegen.

Mit 21.000 Stundenkilometern soll die Testsonde "Schiaparelli" am Mittwochnachmittag in die Mars-Atmosphäre eintauchen - um nach einem ruppigen Abstieg sechs Minuten später, um 16.48 Uhr (MESZ), auf der Oberfläche aufzusetzen. "Schiaparelli" wurde seit ihrer erfolgreichen Trennung von der Atmosphärensonde TGO, mit der sie bis Sonntag huckepack zum Roten Planeten gereist war, in einen "Tiefschlaf" versetzt. Aus ihm soll sie ihrer Programmierung zufolge erst um 15.37 Uhr und damit 75 Minuten vor Beginn des Landesmanövers aufwachen.

"Höllenritt"

Danach beginnt für die kleine Sonde der Höllenritt. Da die Signale erst mit 9,5 Minuten Verzögerung auf der Erde eintreffen und zurück noch einmal diese Zeit benötigen, ist "Schiaparelli" bei Abstieg und Landung ganz allein auf sich gestellt, denn ein Eingreifen der Bodenstation wäre nicht möglich. Während dieser Phase können zahlreiche Problemen auftreten.

Das Aufsetzen auf der Oberfläche nach dem Flug durch die dünne, kohlendioxidhaltige Atmosphäre des Roten Planeten zählt zu den schwierigsten Raumfahrtmanövern überhaupt. Bisher gelang es nur den USA, funktionierende Forschungsrover auf dem Mars zu platzieren.

Ein 1:3 Modell von Schiaparelli.
Ein 1:3 Modell von Schiaparelli. © APA/AFP/THOMAS KIENZLE

"Schiaparelli" ist kein hochgerüsteter Rover, sondern nur ein Testlandegerät - es soll Technologien ausprobieren, die für die spätere Landung eines ersten europäischen Rovers benötigt werden. Diesen will die europäische Weltraumagentur ESA in vier Jahren auf dem Mars absetzen. Ein erster Versuch mit dem Mini-Landegerät "Beagle 2" war vor 13 Jahren missglückt.

Riskantes Manöver

Auch für den kleinen Testlander ist das Abbrems- und Landmanöver hochkomplex und dürfte für Höchstspannung im Europäischen Raumflugkontrollzentrum der ESA in Darmstadt sorgen. 121 Kilometer über der Marsoberfläche wird der 600 Kilo schwere Lander in die Atmosphäre eintreten und dann von 21.000 auf zehn Stundenkilometer heruntergebremst - eine ungeheure Belastung für die mit Fallschirm und Schutzschild ausgerüstete Sonde.

Die letzten zwei Meter bis zur Oberfläche legt die Sonde im freien Fall zurück - dann sollte sie in der Nähe des fast 13 Jahre alten NASA-Rovers Opportunity auf dem Boden aufsetzen. Da "Schiaparelli" seine Daten nicht direkt zur Erde funken kann, müssen sie von der Schwestersonde TGO aufgefangen werden, die unterdessen in eine Umlaufbahn um den Mars eingeschwenkt sein sollte. Während der Lander aufsetzt, wird die Atmosphärensonde den Plänen zufolge über "Schiaparellis" äquatornahen Landeplatz hinwegziehen und dessen ausgesandten Datenstrom auffangen.

Mit 21.000 km/h rast die Sonde auf den Mars zu. Sechs Minuten später landet sie.
Mit 21.000 km/h rast die Sonde auf den Mars zu. Sechs Minuten später landet sie. © AP

"Schiaparelli" ist unter anderem mit einer kleinen Wetterstation ausgerüstet, die neben Temperatur, Druck und Windgeschwindigkeit auch elektrische Felder auf der Mars-Oberfläche messen soll. Die Batterie des Testlandegeräts lässt sich nicht aufladen, deshalb wird seine Mission schon nach wenigen Tagen beendet sein.

TGO dagegen wird dagegen noch eine Weile aktiv sein. Die Sonde soll die Gase in der Mars-Atmosphäre untersuchen und dabei nach Spuren einfachen Lebens auf dem Roten Planeten suchen.

"Meilenstein für Raumfahrt"

"Das ist ein Meilenstein für die europäische Raumfahrt", sagte Verkehrs- und Technologieminister Jörg Leichtfried (SPÖ). Sein Ressort beteiligt sich mit rund 15,5 Millionen Euro an der Mission. "Wie bei allen wichtigen europäischen Weltraummissionen ist auch bei ExoMars österreichische Technologie mit an Bord. In Wien entwickelt und gefertigt wurde etwa eine Hülle, die die Muttersonde vor den extremen Temperaturen im Weltraum schützt ", sagte Leichtfried. Bei ExoMars lieferte RUAG Space Österreich die Thermalisolierung für die Satellitenplattform sowie optische Oberflächenreflektoren und Teile des Steuerungssystems. Siemens Convergence Creators entwickelte Testgeräte zur Überwachung der Satellitensignale.