Nach dem schweren Zugsunglück nahe New York mit einer Toten und 108 Verletzten ist die Debatte um automatische Bremssysteme wieder aufgeflammt. Die seit Jahren diskutierte und als Positive Train Control (PTC) bekannte Technik hätte das Unglück im Bahnhof von Hoboken Experten zufolge möglicherweise verhindern können.
Bahnhof bleibt gesperrt
Die Untersuchungen zur Unfallursache wurden am Freitag fortgesetzt. Der Pendlerbahnhof, den tägliche Zehntausende auf dem Weg von und nach Manhattan nutzen, blieb weiter gesperrt.
New Jerseys Gouverneur Chris Christie warnte nach dem Unfall vom Donnerstag davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Sowohl ein Versagen des Zugführers als auch ein technischer Defekt kämen in Betracht, sagte Christie. Bisher gebe es aber keine Hinweise darauf, dass es sich um "irgendetwas Anderes als ein tragisches Unglück" gehandelt haben könne. Der 48 Jahre alte Zugführer sei verletzt worden, arbeite aber inzwischen mit den Ermittlern zusammen, sagte Christie. Hoboken liegt am westlichen Ufer des Hudson River direkt gegenüber von Manhattan.
Augenzeugen berichteten, wie der Zug ungebremst auf Gleis 5 des historischen Bahnhofs der 50.000-Einwohner-Stadt fuhr. Er sprang vom Prellbock auf den Bahnsteig und kam erst an einer gegenüberliegenden Wand zum Stehen, woraufhin Teile der Dachhalterung einstürzten. Die tödlich verunglückte 34-jährige Frau befand sich wohl im Bahnhof und wurde von herabfallenden Trümmern getroffen.
Gschwindigkeit nicht bekannt
Die Geschwindigkeitsbegrenzung im Gleisgelände des Bahnhofs liegt bei umgerechnet etwa 16 Kilometern pro Stunde, im Bereich der Bahnsteige bei der Hälfte. Wie schnell der Zug mit der Nummer 1614 zum Zeitpunkt des Aufpralls fuhr, war weiter unklar. Dem Sender CNN zufolge hatte er einige Minuten Verspätung. Die Untersuchungen zur Unglücksursache könnten der Transportsicherheitsbehörde NTSB zufolge bis zu zehn Tage dauern.
Nach zwei Zugsunfällen in New York 2013 und Philadelphia 2015 mit insgesamt zwölf Toten waren die Rufe nach der flächendeckenden Einführung des PTC-Systems erneut lauter geworden.
Der US-Kongress hatte als Frist zur Einführung das Jahr 2015 vorgegeben, diese dann aber bis 2018 verlängert und auch eine Verlängerung bis 2020 in Aussicht gestellt. "Je länger wir es versäumen, Investitionen in Technologie für Gleis-Sicherheit an erste Stelle zu setzen, desto mehr unschuldige Menschenleben riskieren wir", sagte der Abgeordnete Sean Patrick, Mitglied im Ausschuss für Transport und Infrastruktur.