Weniger Besucher, entspannte Stimmung: Knapp unter drei Millionen Menschen haben das Münchner Oktoberfest bis zum Sonntag besucht. Das ist nur ein bisschen weniger als im Vorjahr - damals waren es drei Millionen. Nach einem verregneten Start herrsche nun bei mildem und sonnigem Herbstwetter ganz normaler Wiesn-Betrieb, sagte Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) am Sonntag bei seiner Halbzeit-Bilanz.

"Zurück zur Normalität"

"Ich schaue in deutlich zufriedener dreinschauende Schaustellergesichter." Das Fest habe "wieder zur Normalität" gefunden. Die neuen scharfen Sicherheitsvorkehrungen mit einem Taschenverbot und Kontrollen an den Eingängen hätten sich bewährt, sagte Schmid. Befürchtungen, dass sich bei großem Andrang die Menschen an den Eingängen stauen könnten, hätten sich nicht bewahrheitet.

Viele Besucher seien froh und bedankten sich, "dass die Polizei da ist, dass die Sicherheitskräfte da sind", sagte Polizeivizepräsident Werner Feiler. Die Zahl der Delikte ging im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent zurück, auf knapp 500. Allerdings wurden 16 Sexualdelikte angezeigt, doppelt so viele wie im Vorjahr. Ein Grund für den Anstieg sei, dass aufmerksame Beamte in der Masse Grapscher entdeckt und Missbrauch verhindert hätten, sagte Feiler.

Dauerregen schadete Bierkonsum

Der Bierkonsum sank im Vergleich zum Vorjahr um etwa 15 Prozent. Ein Hauptgrund war laut Festleitung das eingebrochene Biergartengeschäft wegen des anfänglichen Dauerregens. Das Bayerische Rote Kreuz musste auf seiner Wiesn-Sanitätsstation entsprechend weniger Bierleichen versorgen.

Es gab weniger Körperverletzungen und weniger Maßkrugschlägereien. 22 Gäste schlugen mit dem Trinkgefäß zu (Vorjahr: 32). Feiler: "Bitte lassen Sie die Bierkrüge für das, für was sie bestimmt sind: Dass man Bier oder ein anderes Getränk daraus trinkt." Mit den steigenden Besucherzahlen häuften sich zuletzt allerdings auch Schlägereien wieder. In einem Fall vom Samstag ermittelt nun die Mordkommission. Einmal packte ein Gast sogar eine Bierbank und warf sie nach einem Ordner, den er damit am Kopf verletzte.

54 Ochsen, 25 Kälber

Am Wochenende strömten die Menschen bei strahlendem Sonnenschein und milden Temperaturen in Scharen zur Festwiese - wie eh und je. Vor allem die Schausteller hatten dagegen in den ersten Tagen noch massive Umsatzeinbußen beklagt. Dieses Defizit sei nicht ganz aufzuholen, sagte Schmid. In den Zelten sei die Stimmung besser gewesen. Dennoch kamen auch hier zumindest am Anfang weniger Besucher als sonst. Sie schafften denn auch nur 54 Ochsen, sechs weniger als im Vorjahr. Dafür verzehrten sie mit 25 Kälbern drei mehr.

Offenbar kamen auch weniger Familien auf das Fest. In der Kinderbetreuungsstelle wurden bis zur Halbzeit 35 Kinder gewickelt oder gestillt. Im Vorjahr waren es mit 93 fast drei Mal so viele. Nur vier Kinder gingen verloren, im Vorjahr neun.

Schausteller, Budenbesitzer und Wirte teilten sich das Festgelände in diesem Jahr mit den Bauern: Im Südteil fand bis zum Sonntag das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) statt. Die Agrarschau erinnert alle vier Jahre an die Wurzeln des Oktoberfests.