Am Morgen nach dem Brand im Flüchtlingslager der griechischen Insel Lesbos und der Flucht der Lagerbewohner fragen sich Inselbewohner und Migranten gleichermaßen, wie es weitergeht. "Der Hotspot von Moria gleicht einem Schlachtfeld", sagte Inselreporter Giannis Sinanis Dienstag früh im Fernsehsender Skai.
Sinanis, der auf Lesbos die Online-Zeitung "Lesvos News" betreibt, machte die Regierung für die Vorfälle verantwortlich. "Wir warnen schon lange davor, dass die Situation eskalieren wird. Nun ist es soweit."
Wohin mit all den Menschen?
Die Polizei der Insel stehe ab Dienstag vor einem großen Problem: Wohin mit den vielen tausend Menschen, die am Montagabend vor den Flammen im Hotspot flohen? "Es heißt, die Regierung will zusätzlich Bereitschaftspolizisten herschicken, aber das löst das Problem nicht", so Sinanis. Auch Pläne, wonach eine Fähre im Hafen der Inselhauptstadt Mytilini als schwimmendes Ausweichlager eingesetzt werden soll, seien nicht umsetzbar. "Erstens ist die Inselbevölkerung dagegen, die schon lange unter der großen Zahl der Flüchtlinge leidet. Und zweitens wird sich nach den Vorfällen am Montagabend keine Fährgesellschaft finden, die eine Fähre bereitstellt", so Sinanis.
Mehrere Festnahmen
Die Polizei hat 18 Flüchtlinge und Migranten festgenommen. Die Männer aus Afghanistan, Kamerun, Senegal und Syrien stünden im Verdacht, für die Brandstiftung und die Krawalle inner- und außerhalb des sogenannten Hotspots der Insel verantwortlich zu sein, berichtete die Athener Tageszeitung "Kathimerini" am Dienstag.
Mindestens neun von ihnen sollen dem Haftrichter vorgeführt werden.
Die Situation im völlig überfüllten Hotspot der Insel war am Montagabend eskaliert. Ersten Erkenntnissen zufolge legten Flüchtlinge und Migranten an verschiedenen Stellen Feuer, so dass das Auffanglager zu mehr als 60 Prozent zerstört wurde. Anschließend machten sich die Menschen auf den Weg zum Hafen. Die mehr als 5.000 Migranten, die auf der Insel festsitzen, wollen nicht in die Türkei abgeschoben werden, so wie es der europäisch-türkische Flüchtlingspakt vorsieht.