Sie sind in vielen Ländern meist nicht mehr wert, als das Papier auf dem sie stehen: die Kinderrechte. Zwar begeht die UNICEF den offiziellen Tag der Kinderrechte am 20. November, doch auch am sogenannten Weltkindertag, der heute begangen wird, stehen die Rechte von Kindern im Vordergrund. Laut UNICEF ist der Weltkindertag „Anlass für Informationen, Diskussionen und Gedanken über die Situation aller Kinder dieser Welt" - und 145 Ländern der Welt ziehen heute an einem Strang.
Ein besonderes Anliegen sind der UNICEF Kinder auf der Flucht. Rund 28 Millionen Mädchen und Buben sind des UN-Kinderhilfswerks zufolge weltweit auf der Flucht vor Kriegen und anderen Gefahren. 17 Millionen davon suchen in ihrem eigenen Land nach Schutz, 11 Millionen im Ausland, wie aus dem in der Nacht auf Mittwoch in New York veröffentlichten Bericht mit dem Titel "Entwurzelt" hervorgeht. "Unter 18-Jährige stellen nur rund ein Drittel der Weltbevölkerung, aber die Hälfte der Flüchtlinge." Rund 45 Prozent aller Flüchtlingskinder kamen 2015 laut UNICEF aus Syrien und Afghanistan.
Ausbeutung und Missbrauch
Diese alarmierenden Zahlen veröffentlichte die UNICEF im Vorfeld der Gipfeltreffen zu weltweiten Flucht- und Migrationsbewegungen am 19. und 20. September in New York. Die UN-Organisation fordert, die betroffenen Kinder, insbesondere solche ohne Begleitung, besser vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen und entschieden gegen Menschenhandel vorzugehen. Immer mehr Kinder und Jugendliche verlassen demnach ihre Heimat allein, ohne den Schutz der Eltern. Rund 100.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge beantragten 2015 in 78 Ländern Asyl, dreimal so viele wie noch 2014. Diese Kinder seien besonders von Ausbeutung und Missbrauch bedroht, warnt UNICEF.
Weitere rund 20 Millionen Kinder haben aus unterschiedlichen Gründen ihr Heimatland verlassen, beispielsweise um extremer Armut zu entkommen oder auf der Suche nach einem besseren Leben. Fast 50 Millionen Kinder wachsen damit in der Fremde auf. Darin eingerechnet sind schätzungsweise 17 Millionen Kinder und Jugendliche, die innerhalb ihres eigenen Landes vertrieben wurden. Außerdem müsse die Inhaftierung von Kindern beendet werden. Kinder müssten davor bewahrt werden, bei Grenzkontrollen oder während des Verfahrens zur Bestimmung ihres Aufenthaltsstatus von ihren Eltern getrennt zu werden. Zur Zusammenführung der Kinder mit ihren Familien müssten "alle möglichen Maßnahmen ergriffen" werden.
Tod bei der Überfahrt
UNICEF appelliert an die Regierungen und die Zivilgesellschaft, Kindern ihr Recht auf Bildung und umfassende Gesundheitsversorgung, Lebensmittel und Wasser sowie psychosoziale und rechtliche Betreuung zu gewähren. Außerdem müssten die Ursachen für Konflikte und extreme Armut bekämpft werden. Notwendig seien ferner Maßnahmen gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Ausgrenzung.
Unter Verweis auf Zahlen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) heißt es in dem Report mit dem Titel "Entwurzelt", zwischen 2014 und Juli 2016 seien 15.000 Flüchtlinge und Migranten gestorben oder als vermisst registriert worden. Rund zwei Drittel aller registrierten Todesfälle von Migranten ereigneten sich demnach im Mittelmeer. Schätzungen zufolge seien ein Drittel der in der Ägäis umgekommenen Menschen Kinder, heißt es in dem Bericht.
In der ersten Jahreshälfte 2016 kamen in Europa fast 70 Prozent der Kinder, die einen Asylantrag stellten, aus den Konfliktländern Syrien, Afghanistan und Irak. Die mit Abstand meisten geflüchteten Kinder und ihre Familien suchen in ihrer jeweiligen Heimatregion Schutz, wie der UNICEF-Bericht hervorhebt. Die zehn Länder, die die meisten Flüchtlinge aufnahmen, liegen in Asien und Afrika. Die Türkei ist laut UNICEF wahrscheinlich das Land mit der weltweit größten Population von Flüchtlingskindern.