Die Betten im kleinen Spital von Amatrice begannen in der Nacht zu beben und zu verrutschen. "Wir waren vor Schreck wie gelähmt", zitierte die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" eine 79 Jahre alte Patientin. Und dann seien sie und ihre Zimmerkollegin aufgestanden und gelaufen, so schnell sie konnten. "Rennt, rennt, alle raus!", habe eine Krankenschwester auf dem Gang gerufen.
Die alte Dame, die erst am Dienstag zur einer Kontrolluntersuchung in das Spital gekommen war, stand am Mittwoch in der Früh mit 14 weiteren Patienten buchstäblich auf der Straße. Das Krankenhaus hat das erste Beben zwar überstanden, durch abbröckelnde Zwischendecken und Mauern wurden aber mehrere Menschen leicht verletzt. Auf einem Platz in der Nähe des Gebäudes hieß es warten. Und dann traf schon der erste Rettungswagen ein, ein Verletzter auf einer Trage stand unter Schock, er habe geweint und immer wieder gesagt: "Meine Frau ist tot, meine Frau ist tot weil unser Haus eingestürzt ist", sagte die 79-Jährige dem "Corriere". Immer mehr Rettungsautos kamen. Die leichter Verletzten wurden in Amatrice versorgt, für Schwerverletzte versuchten Ärzte Plätze im Spital von Rieti zu finden.
Schreckensnacht
Eine Schreckensnacht erlebte die Journalistin Sabrina Fantauzzi in Illica nahe Accumuli. "Als ich durch das Erdbeben aufgewacht bin, habe ich einen tiefen Riss in der Wand gesehen. Ich habe meine zwei Kinder gepackt und bin sofort ins Freie gerannt", schilderte Fantauzzi.
"Viele Menschen hatten sich bereits auf einer Wiese versammelt. Die meisten waren im Pyjama. Bedrückend war, dass man nicht mehr die Lichter von Accumuli in der Ferne gesehen hat, sondern nur eine Wolke aus Staub und Trümmern. Die Rettungsmannschaften sind nach einer Stunde eingetroffen", so die Reporterin.
"Ich habe gesehen, wie ein fünf Stockwerke hohes Gebäude eingestürzt ist. Als ich auf die Straße gegangen bin, habe ich schon die erste Leiche gesehen. Amatrice ist komplett zerstört", berichtete ein junger Einwohner laut Medienangaben.
Auch in Rom, zirca 120 Kilometer vom Epizentrum entfernt, haben viele Menschen eine Nacht der Angst erlebt. Viele Menschen wurden um 3.36 Uhr aus den Schlaf gerissen. Das Beben weckte Erinnerungen an den Erdstoß in Aquila vor sieben Jahren, der sich fast zur selben Tageszeit - um 3.32 Uhr - ereignete. Das Erdbeben war von Rimini bis Neapel zu spüren.