Alle 15 Minuten wird irgendwo auf der Welt ein Elefant von Wilderern getötet, das sind knapp Hundert pro Tag. Auch am Welttag des Dickhäuters am 12. August. „Die Situation in den meisten afrikanischen Ländern ist alarmierend. Jeden Tag werden Elefanten geschlachtet“, sagte Azizou El Hadj Issa, Präsident der African Elephant Coalition (AEC) dem britischen „Guardian“.

Absolut geltendes globales Handelsverbot

Der AEC gehören 29 afrikanische Nationen an, die für ein absolutes globales Verbot des Elfenbeinhandels plädieren. Eigentlich gibt es bereits seit 1989 ein Embargo, seit 1997 haben diverse Ausnahmeregelungen legalen Handel aber wieder ermöglicht. Die AEC möchte diesen mit Ende September 2016 vollständig unterbinden.

Dann nämlich, von 24. September bis 5. Oktober, findet die 17. Cites-Konferenz im südafrikanischen Johannesburg statt. Cites (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora), ein Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, gehören mehr als 180 Staaten inklusive der Europäischen Union an und legt für seine Mitglieder Handelsbeschränkungen fest.

Die AEC möchte künftig den Elefanten in der ersten Kategorie listen, welche den kommerziellen internationalen Handel völlig untersagt. Derzeit befindet sich der Dickhäuter in der zweiten Kategorie, die den Handel zwar strikt reguliert, aber weiter erlaubt.

Nährboden Korruption

„Wir brauchen die Unterstützung der EU“, verlangt Issa. Die wird es jedoch nicht geben: „Die EU hat ihren Fokus auf den Aktionsplänen, die bei der letzten Konferenz erarbeitet wurden, und will von diesem Weg nicht abweichen“, erklärt Karim Ben Romdhane vom WWF. Für jedes afrikanische Land mit einer Elefantenpopulation gibt es einen solchen Plan mit Maßnahmen, die den illegalen Elfenbeinhandel stoppen könnten.

In Afrika fördern viele Faktoren den illegalen Handel mit Elfenbein: Die Nachfrage stammt laut Umweltorganisationen meist aus Asien. Örtliche Bevölkerungsgruppen, oft Bauern mit wenig Einkommen, verdienen daran, Wilderer zu den Tieren zu führen. Und korrupte Sicherheitskräfte oder Behörden ermöglichen gegen Schmiergeld die Ausfuhr ins Ausland. Mit den Maßnahmen der Aktionspläne „sollen Gesetzgebung und -vollziehung verbessert, Korruption bekämpft und die Nachfrage gesenkt werden", so Ben Romdhane.

Vor allem in Zentralafrika sind die Gesetze zu lasch, um Wilderer zu verfolgen. Gerade zwischen Afrika und Südostasien boomt der Schmuggel des „Weißen Goldes“. „Bei der kommenden Konferenz wird geprüft, inwieweit die Länder die Maßnahmen umsetzten“, erklärt Ben Romdhane.

Mithilfe der örtlichen Bevölkerung

Die Länder selbst versuchen mit unterschiedlichsten Mitteln gegen Wilderei vorzugehen. Diese reichen von Stoßzahnverbrennung bis zu Drohneneinsätzen. In einem symbolischen Akt verbrannten die Behörden im Nairobi Nationalpark in Kenia Ende April rund 105 Tonnen Elfenbein und Nashorn-Hörner. Die Stoßzähne, jeweils bis zu 45 Kilogramm schwer, stammten von Tausenden Elefanten und waren über Jahre hinweg gesammelt worden. "Das Elfenbein gehört den Elefanten", sagte Kenias Präsident Uhuru Kenyatta bei der Veranstaltung. Nur dort sei es wertvoll.

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Für Kenia ist dagegen der Fremdenverkehr wichtig: Nach Angaben der Welttourismusorganisation (UNWTO) verdiente das Land 2015 an Touristen rund zwei Milliarden Euro - knapp vier Prozent seines Bruttoinlandprodukts. Mehr als neun Prozent der rund 46 Millionen Kenianer arbeiten demnach in der Branche, Tendenz steigend - nicht zuletzt wegen der faszinierenden Tiere.

Kenias Engagement hat in den vergangenen Jahren Wirkung gezeigt. Wurden 2012 noch rund 384 Elefanten in dem ostafrikanischen Land von Wilderern getötet, waren es 2015 nur noch 96, sagt Gathitu. In Kenia leben derzeit schätzungsweise 35.000 Elefanten.

Eine weitere Gefahr für die Tiere geht von der Ausweitung menschlicher Lebensräume aus. Die Dickhäuter würden bei ihrer Suche nach Wasser und Futter in neue Gebiete abgedrängt, erklärt Gathitu. Dass sie dann in bewirtschaftete Ländereien eindrängen, sei ein relativ junges Phänomen und bedürfe neuer Lösungen. Derzeit versucht seine Behörde, die Tiere mancherorts mit elektronischen Zäunen und dem gezielten Anbau von Chili-Pflanzen fernzuhalten.

Südafrika: Moderne Technik im Einsatz

In Südafrika wollen Ranger indes Wilderer mit Drohnen verfolgen und abschrecken. Die Geräte fliegen meist nachts in Naturschutzgebiete und zu Trinkstellen für Wildtiere. "Uns haben schon jede Menge Dorfbewohner dabei zugesehen, wie wir die Drohnen gestartet und bedient haben", sagt Rob Hannaford, Leiter des Projekts "Air Shepherd" (Lufthirte). Das könne Wilderer abschrecken.

Sobald die Piloten verdächtige Vorgänge registrieren, alarmieren sie bewaffnete Parkwächter. Die rasen durch den Busch, um die mutmaßlichen Wilderer abzufangen. Das endet oft in Gewalt - regelmäßig werden Ranger und Wilderer in südafrikanischen Nationalparks getötet.