In Potsdam hat am Dienstag der Prozess gegen einen Mann begonnen, der im vergangenen Jahr zwei Buben entführt und umgebracht haben soll. Das Gericht hatte strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen, weil es in sozialen Netzwerken Drohungen gegen den Angeklagten gegeben hatte. Zum Auftakt hüllte sich der Angeklagte in Schweigen.

Der Wachmann aus Brandenburg soll die zwei Kinder im vergangenen Jahr entführt und umgebracht haben. An Mohamed soll sich Silvio S. (33) sexuell vergangen haben, bei Elias soll er es versucht haben. Die Kinder tötete der gelernte Fliesenleger laut Anklage, als sie laut weinten.

Mutter bereitete Abendessen vor

Als erste Zeugin sagte die Mutter des getöteten Elias aus. Der Sechsjährige war im Juli 2015 von einem Spielplatz in Potsdam verschwunden. Sie habe dem Kind immer wieder eingeschärft, keinen fremden Menschen zu trauen, erzählte die 26-Jährige. Elias habe allein im Hof gespielt, selbst ausgedachte Spiele mit Stöcken und Steinen.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat der Prozess begonnen.
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat der Prozess begonnen. © APA/Ralf Hirschberger

Vom Fenster der Wohnung aus habe sie ihn im Blick gehabt. "Alle 10 bis 15 Minuten habe ich nach ihm gesehen." Sie habe Abendessen vorbereitet. "Ich bin dann zum Rauchen hinuntergegangen und habe festgestellt, dass er weg ist."

Wochenlange Suche

Die ganz in schwarz gekleidete Frau erinnerte sich vor Gericht, wie sie damals zunächst verzweifelt den Wohnblock absuchte - erst allein, dann mit Freunden - und schließlich den Notruf wählte. "Ich habe mich erst nicht ernst genommen gefühlt", sagte sie über das Gespräch mit der Polizei. Die Beamten hätten zwei Streifenwagen geschickt. "Als er nicht auftauchte, haben sie es ernster genommen." Wochenlang suchten Familie, Freunde und Unterstützer nach Hinweisen zu Elias' Schicksal. Die dreiköpfige Familie war erst wenige Wochen vor dem Verschwinden des Buben in den Wohnblock gezogen.

Große Trauer nach dem Tod des Buben
Große Trauer nach dem Tod des Buben © AP

Lebenslange Haft

Auf die Spur von Silvio S. kam die Polizei erst nach der Tötung von Mohamed. Das Flüchtlingskind Mohamed wurde Anfang Oktober vor dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales entführt. Die Mutter des Angeklagten erkannte ihren Sohn später auf Fahndungsbildern und rief die Polizei. Daraufhin wurde Silvio S. Ende Oktober gefasst. Überraschend räumte er in seiner Vernehmung auch die Tötung von Elias ein.

Dem Gericht zufolge ist im Fall einer Verurteilung nach jetzigem Stand keine Unterbringung des Mannes in einer psychiatrischen Klinik zu erwarten. Dem Angeklagten droht lebenslange Haft. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wollte S. mit den Tötungen verhindern, dass die Entführungen und Übergriffe bekannt werden.