Der Vater der von Oscar Pistorius erschossenen Reeva Steenkamp ist bei der erneuten Verhandlung über das Strafmaß für den fußamputierten Sportler in Tränen ausgebrochen. Er habe sich nach dem Tod seiner Tochter mit Insulinspritzen Wunden zugefügt, erklärte der 73-Jährige in Pretoria am Dienstag, dem zweiten Tag der Verhandlung.
"Ich habe Diabetesnadeln in meine Arme und meinen Bauch gestochen, um den gleichen Schmerz wie Reeva zu fühlen", sagte er. Als er vom Tod seiner Tochter erfahren hat, sei er in Panik ausgebrochen. "Was sie in diesen letzten Sekunden durchlebt haben muss, in diesen wenigen Sekunden - sie muss so viele Schmerzen und Angst gehabt haben." Barry Steenkamp zitterte während seiner Aussage und ihm versagte immer wieder die Stimme. "Oscar muss bezahlen für das, was er getan hat", erklärte er. Seit dem Tod seiner Tochter habe sich das Leben der Familie grundlegend verändert.
Zuvor hatte ein von der Verteidigung bestellter Pastor den früheren Paralympics-Star Pistorius als "gebrochenen Mann" bezeichnet. "Ich habe Pistorius oft besucht, ihm Seelsorge angeboten", sagte Marius Nel. Pistorius war Mitglied seiner Gemeinde, Nel habe ihn regelmäßig im Gefängnis besucht.
Der unterhalb der Knie amputierte Pistorius hatte am Valentinstag 2013 seine damalige Freundin Reeva Steenkamp erschossen. Er war in erster Instanz wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein und erzielte Ende 2015 in zweiter Instanz eine Verurteilung wegen Mordes, was im österreichischen oder deutschen Rechtssystem dem Totschlag entspricht. Pistorius drohen mindestens 15 Jahre Haft.