Bei dem Termin an einem Gericht in Norristown in Pennsylvania wollte Richterin Elizabeth McHugh feststellen, ob genügend Beweise vorliegen, um einen Prozess gegen Cosby zu eröffnen. Sie entschied, dass dies der Fall sei: "Dieser Fall wird weitergehen." Der Schauspieler wird also wegen der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs angeklagt. McHugh setzte den nächsten Gerichtstermin vorläufig für 20. Juli an.
"Viel Glück"
Der 78-Jährige erschien erstmals seit Bekanntwerden der Vorwürfe öffentlich vor Gericht. Er äußerte sich aber bisher nicht zu den Anschuldigungen, auch in der vorbereitenden Anhörung blieb der Schauspieler still. Lediglich ganz zum Schluss brach er sein Schweigen und sagte "danke" - Richterin McHugh hatte ihm zuvor "viel Glück" gewünscht. Im Falle einer Verurteilung drohen Cosby mehrere Jahre Haft.
Mutmaßliches Opfer erschien nicht vor Gericht
Der Entertainer, der in den 1980er-Jahren mit der "Bill Cosby-Show" weltbekannt geworden war, soll einer früheren Universitätsangestellten im Jahr 2004 Tabletten verabreicht und sie anschließend in seinem Haus sexuell belästigt haben. Die heute 43 Jahre alte Frau erschien nicht zu der Anhörung, weswegen drei Zeugen befragt wurden, welche die Frau bzw. Cosby damals vernommen hatten. Der Schauspieler und das mutmaßliche Opfer kannte sich wohl schon länger, das haben zumindest beide damals ausgesagt.
Cosbys Anwälte versuchten bis zuletzt, einen Prozess zu verhindern. Sie gaben an, dass der ganze Fall auf Aussagen der Beteiligten beruhe, die viele Jahre alt seien. "Niemand - nicht Bill Cosby und auch niemand anderes - sollte unter diesen Bedingungen vor ein amerikanisches Gericht berufen werden", sagte McMonagle. "Das muss gestoppt werden." Bei den Tabletten habe es sich zudem um simple Beruhigungsmittel gehandelt, die in jeder Drogerie in den USA frei erhältlich seien, so McMonagle weiter. Die Frau habe sich außerdem nicht gegen Cosbys Annäherungen gewehrt.
Die Staatsanwaltschaft wies die Aussagen der Verteidigung zurück und beharrte darauf, dass es ausreichend Beweise für einen Prozess gebe.
Mehr als 50 Frauen erhoben Vorwürfe
Mehr als 50 Frauen werfen Cosby sexuellen Missbrauch vor, die mutmaßlichen Fälle liegen teils Jahrzehnte zurück. Über seine Anwälte hat der Schauspieler die Vorwürfe bisher zurückweisen lassen. Dutzende Frauen haben gegen Cosby Zivilverfahren angestrengt, der Fall in Pennsylvania ist bisher das einzige Strafverfahren.
Vor dem Gericht hatten sich zahlreiche Schaulustige versammelt. Nach seiner Ankunft winkte Cosby ihnen kurz zu. Zudem warteten zahlreiche TV-Übertragungswagen und Journalisten mit Kameras und Fotoapparaten auf den 78-Jährigen.