Verbotene Chemikalien gefährden das Überleben von Europas Meeressäugern: Polychlorierte Biphenyle, kurz PCB. In den meisten Ländern dürfen die Stoffe, die früher in Weichmachern und Farben enthalten waren, nicht mehr verwendet werden. Das Problem ist jedoch, dass die Stoffe sich nur sehr langsam abbauen und immer noch in Gewässern anreichern - was Delfinen und ihren Verwandten schwer zusetzt, erichtet das deutsche Magazin "Die Zeit".

Für ihre Studie im Fachmagazin Scientific Reports haben Biologen in den vergangenen 25 Jahren insgesamt rund 1.100 Schweinswale, große Tümmler, Streifendelfine und Orcas untersucht, die alle zur Familie der Delfine gehören. Ein Großteil davon waren gestrandete Tiere, etwa 150 wurden lebend untersucht. Besonders große Tümmler, Streifendelfine und Orcas seien oft stark mit PCB belastet, beobachteten die Autoren.

"PCB-Hotspots"

Besonders erhöht sind die Werte bei Tieren im Südwesten der Iberischen Halbinsel und im westlichen Mittelmeer. Dort gebe es wahre PCB-„Hotspots“, wie die Zeitung "Hamburger Abendblatt" die Studie zitierte. PCB ist giftig und steht im Verdacht, Krebs zu erregen. PCB ist beständig gegen Hitze, Säure und Wasser und wurde seit 1929 für verschiedene Zwecke eingesetzt, etwa als Weichmacher und Brandverzögerer für Lack, Klebstoff, Dichtungsmasse und Kunststoff.um Einsatz kam PCB auch in Kühl- und Isoliermitteln in der Elektroindustrie, in Schmier- und Imprägniermitteln und in Hydraulikflüssigkeiten. Die zu den chlorierten Kohlenwasserstoffen zählenden Verbindungen sind seit Ende der 1980er Jahre in Europa verboten.

Gefahr für ungeborene Kinder

PCB-Verbindungen können zum Beispiel zu Chlorakne und Haarausfall und zu Erkrankungen des Nerven- und Immunsystems führen sowie die Fruchtbarkeit hemmen. Im Tierversuch haben sie Tumore begünstigt. PCB haben sich in der Umwelt verbreitet. So haben sie auch den Eingang in die Nahrungskette gefunden. Der Mensch kann PCB nicht einfach ausscheiden, sondern reichert die Stoffe im körpereigenen Fett an. Bei Schwangeren können die Substanzen durch die Plazenta zum ungeborenen Kind gelangen.

Muttermilch

Die gleichen Gefahren durch den Stoff ergeben sich auch für die Meeressäuger. Sie beeinträchtigen die Zeugungsfähigkeit und können Fehlgeburten bei Walen und Delfinen hervorrufen, zitierte das „Abendblatt“ den Forscher Paul Jepson. Bei den Meeressäugern ist die Konzentration auch deshalb so groß, da sie an der Spitze der Nahrungskette stehen.

Da die Tiere kleinere Fische fräßen, die selbst noch kleinere Fische fräßen und so weiter bis hinunter zum Plankton, das PCB absorbiert, wie die „Zeit“ die Nahrungskette beschreibt, sammelten sich immer mehr Schadstoffe in den großen Meeressäugern an. Auch für den kleiner werdenden Nachwuchs ist das mehr als problematisch. Die Muttertiere geben über die Milch die Schadstoffe an die Jungtiere weiter. „Ohne weitere Maßnahmen werden die Chemikalien auf viele Jahrzehnte hin die Population von Schwertwalen und anderen Delfinarten niedrig halten“, so Jepson im „Abendblatt“.