Es habe sich aber nicht um organisierte Kriminalität gehandelt, sagte BKA-Chef Holger Münch. Diese würde nämlich geschlossene Gruppierungen bedeuten, hierarchische Gruppierungen, "das sehen wir hier nicht". Es sei aber klar, dass die Täter sich verabredet hatten.

Die Urheber der sexuellen Übergriffe auf Frauen in Köln und anderen Städten seien "aus dem überregionalen Raum" gekommen, sagte Münch am Dienstag. "In der Regel läuft so etwas über Verabredungen in sozialen Netzwerken." Nun müsse genau ermittelt werden, wo und wie diese Verabredungen stattgefunden hätten, um solchen Übergriffen künftig vorzubeugen.

Der BKA-Chef fügte hinzu, es sei auch bekannt, dass für solche Übergriffe gezielt dichte Menschenmengen genutzt würden. Das sei in der Silvesternacht in mehreren Städten der Fall gewesen. Er verwies auch auf Meldungen zu ähnlichen Taten aus Schweden, aus Österreich oder aus der Schweiz.

Bei der Ermittlungsgruppe der Kölner Polizei gingen im Zusammenhang mit den massiven Übergriffen in der Silvesternacht bis Dienstag 553 Strafanzeigen ein - in etwa 45 Prozent der Fälle unter anderem wegen Sexualdelikten. Dazu kommen Diebstähle und Raubstraftaten. Den Ermittlern liegen Hinweise auf 23 namentlich bekannte Verdächtige vor, die für die Straftaten verantwortlich sein könnten.

Im Zuge der Ereignisse wird nun über Gesetzesänderungen diskutiert - etwa zur schnelleren Abschiebung krimineller Asylbewerber. Die Union macht massiv Druck dafür, auch SPD-Chef Sigmar Gabriel hat sich offen gezeigt. Andere in der SPD - etwa Vize Ralf Stegner und Fraktionschef Thomas Oppermann - wollen aber nichts überstürzen.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Reiner Hoffmann, warnte vor einem öffentlichen Stimmungsumschwung. "Inakzeptable Ereignisse wie in Köln dürfen nicht der Anlass sein, die positive Gesamtstimmung in der Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen kaputtzureden", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.