Rekordregenfälle, schwere Überschwemmungen, Stromausfälle: Ein Hurrikan und ein Tiefdruckgebiet haben am Wochenende die Ostküste der USA unter Wasser gesetzt. Von South Carolina bis Delaware wurden Flutwarnungen ausgegeben, 27 Millionen Menschen könnten betroffen sein.
30 Zentimeter in zwei Tagen
Vor allem in South Carolina führten heftige Regenfälle - dem Sender CNN zufolge mehr als 30 Zentimeter binnen zwei Tagen - bereits am Wochenende zu großen Problemen. US-Präsident Barack Obama erklärte den Bundesstaat zum Notstandsgebiet.
So waren in der Charleston zahlreiche Straßen überflutet, manche Fahrzeuge standen fast bis zum Dach im Wasser. Die Innenstadt war teilweise durch die Überschwemmungen abgeschnitten, in einem Bezirk mussten bis Sonntagfrüh fast 150 Menschen aus ihren im Wasser stecken gebliebenen Fahrzeugen gerettet werden. 30.000 Menschen in South Carolina waren ohne Stromversorgung.
Dem Nationalen Wetterdienst zufolge könnte es noch schlimmer werden. Es wurde erwartet, dass es bis Montagabend (Ortszeit) weiterregnet, wenn auch vielleicht mit allmählich nachlassender Stärke. Schuld sind zwei Schlechtwetter-Systeme, die den Osten sozusagen in die Zange genommen haben. Im Atlantik zieht Hurrikan "Joaquin" von den Bahamas nordwärts ins offene Meer. Er trifft zwar nicht auf die US-Küste, aber ein Tiefdruckgebiet über dem Festland, das sich seit Tagen nur langsam fortbewegt hat, saugt daraus Feuchtigkeit.
"Joaquin" verursacht außerdem einen hohen Wellengang - das drückt zusätzliche Wassermassen ins Land, wie CNN-Meteorologen erläuterten. Erschwerend kommt hinzu, dass der Boden nach überdurchschnittlich starken Niederschlägen in den vergangene Wochen bereits vollgesogen ist.
Insgesamt sieben US-Bundesstaaten bereiteten sich auf schwere Regenfälle und Überflutungen vor. South und North Carolina, Virginia und New Jersey riefen bereits am Freitag vorsorglich Katastrophenalarm aus, in besonders niedrig liegenden Gebieten wurden Hunderte Häuser evakuiert. "Lebensgefährliche Strömungen, hohe Brandungen und Überschwemmungen werden sich vor allem bei Flut fast an der gesamten US-Ostküste entlang ausbreiten", sagte CNN-Meteorologe Michael Guy.
Tod im Boot
Seit Donnerstag sind nach Medienberichten sechs Menschen bei wetterbedingten Unfällen ums Leben gekommen. Dazu zählen zwei Männer, die vor New York ertranken, als ihr Boot in stürmischer See kenterte.
Die US-Küstenwache setzte am Sonntag bei den Bahamas ihre Suche nach einem im Hurrikan vermissten Containerschiff fort. Der Kontakt zum Frachter "El Faro" mit 33 Menschen an Bord war am Donnerstag abgebrochen, nachdem die Crew einen Seenot-Hilferuf abgesetzt hatte. Samstagabend (Ortszeit) entdeckte die Küstenwache einen Rettungsring 75 Meilen nordöstlich der letzten bekannten Position des Schiffes.