Die Auswüchse der länderübergreifenden Kriminalität sind am Mittwoch Gegenstand einer Verhandlung im Wiener Straflandesgericht gewesen. Vier Männer, die versucht hatten, nach einem spektakulären Überfall in der Schweiz einen Teil der erbeuteten Uhren nach Belgien zu verkaufen, wurden wegen Hehlerei zu Bewährungs- bzw. bedingten Freiheitsstrafen verurteilt. Die Urteile sind rechtskräftig.
Die Angeklagten waren am 5. Februar 2015 in einem Hotel in der Bundeshauptstadt festgenommen worden. Die 25 wertvollen Uhren, die von der Polizei sichergestellt werden konnten, stammten aus einem Juwelier-Raub in Montreux. Der Coup am Genfer See, bei dem Chronometer im Gesamtwert von 600.000 Euro gewaltsam den Besitzer wechselten, wird der berüchtigten, in ganz Europa agierenden "Pink Panther"-Bande zugeschrieben. Die von Serbien aus operierende kriminelle Vereinigung ist auf Überfälle auf Juweliere spezialisiert.
Von Serbien nach Wien gebracht
Die Uhren dürften sehr rasch nach Serbien gelangt sein. Dort wurde von der Bande ein 35-jähriger Mann angeheuert, der einen Teil der Uhren nach Wien brachte und sie dort in einem Hotel übergeben sollte. Der Abnehmer war laut Anklage ebenfalls nur ein "Strohmann", der mit einem eigenen Schätzer von Belgien nach Wien beordert worden war. Die zwei Männer - 39 bzw. 37 Jahre alte israelische Staatsbürger mit Wohnsitz in Antwerpen - hatten neben Bargeld für den Ankauf der 25 hochpreisigen Uhren auch einen Dolmetscher im Gepäck. Dieser - ein in Wien wohnhafter Israeli mit guten Deutschkenntnissen - hätte ihnen bei der Abwicklung des Geschäfts zur Seite stehen sollen.
Die Polizei bekam dank eines anonymen Hinweises von dem Deal rechtzeitig Wind und machte die vier Männer dingfest. Die von den Verteidigern Elmar Kresbach, Rudolf Mayer, Peter Philipp und Alexander Philipp prominent vertretenen Angeklagten bekannten sich zur Hehlerei schuldig. Sie stellten allerdings in Abrede, Teil einer kriminellen Organisation gewesen zu sein. Dass hinter dem Ganzen die "Pink-Panther"-Bande stand, hätten sie erst im Gefängnis erfahren. Den Boten habe man vor Reiseantritt 1.000 bzw. 1.500 Euro angeboten, sie hätten sich aus finanziellen Erwägungen darauf eingelassen. Wären die Uhren nach Belgien gelangt, "hätten sie sicher noch etwas bekommen", räumte Verteidiger Alexander Philipp ein.
Der Richter glaubte dem Quartett, dass sie keine Ahnung hatten, für die "Pink Panther" zu agieren. Die beiden bisher unbescholtenen Chauffeure fassten je ein Jahr bedingt aus. Der Schätzer und der Übersetzer, die ein getrübtes Vorleben aufwiesen, erhielten teilbedingte Haftstrafen von 21 Monaten bzw. zwei Jahren. Sieben bzw. acht Monate wurden unbedingt ausgesprochen, den Rest bekamen sie unter Setzung einer dreijährigen Probezeit auf Bewährung nachgesehen.