Wegen des zweitägigen Streiks der Pilotenvereinigung Cockpit hat die Lufthansa-Tochter Germanwings insgesamt knapp 340 Flüge gestrichen. Am Donnerstag sind von 430 geplanten Flügen 158 annulliert worden, am Freitag werden von 474 Flügen 180 ausfallen. In Österreich kommt es am Flughafen Wien zu insgesamt 32 Ausfällen. Der Ersatzflugplan funktioniere "reibungslos", teilte das Unternehmen mit.
An beiden Streiktagen sollten etwa 60 Prozent der Flüge stattfinden und 80 Prozent der Fluggäste ihr Ziel erreichen.
Welche An- und Abflüge - auch zu anderen österreichischen Flughäfen - bereits abgesagt worden sind, und welche stattfinden, kann auf der Webseite von Germanwings unter https://www.germanwings.com/de/informieren/aktuelle-meldungen.html ersehen werden.
Lufthansa und Eurowings springen ein
Der Streik soll noch bis Freitag 23.59 Uhr dauern. Mit dem Streikauftakt zeigte sich ein Sprecher der Gewerkschaft Cockpit am Donnerstag "absolut zufrieden". Dass 60 Prozent der Flüge stattfinden, sei abzusehen gewesen. Sie würden auch mit Maschinen des Mutterkonzerns Lufthansa und der Unternehmensschwester Eurowings gewährleistet. Dies müsse Germanwings bezahlen. "Cockpit will ja nicht die Fluggäste bestrafen, sondern Germanwings unter Druck setzen."
Dem Unternehmen entsteht nach Angaben von Firmensprecher Thomas Winkelmann ein wirtschaftlicher Schaden in zweistelliger Millionenhöhe. Angesichts der aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Situation habe das Unternehmen keinerlei Verständnis für die neuen Streiks, erklärte er. "Niemand versteht, warum ein junger Copilot jetzt das Recht beansprucht, arbeitgeberfinanziert in etwa 30 Jahren zu unverhältnismäßig hohen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den Vorruhestand gehen zu können", erklärte Winkelmann. Cockpit solle an den Verhandlungstisch zurückkehren und einer Schlichtung in der Frage der Übergangsversorgung zustimmen, forderte er.
Heftige Kritik an der Gewerkschaft
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) warf Cockpit "rücksichtsloses Verhalten zulasten zehntausender Passagiere" vor. Die Gewerkschaft "schwingt den Knüppel ganztägiger Arbeitsniederlegungen in einem hochsensiblen Bereich der Daseinsvorsorge" und lasse "jede faire Streikkultur vermissen", erklärte der Verband.
Kritik an Cockpit kam auch von Verdi-Chef Frank Bsirske. Die Piloten "verteidigen im Grunde da eine richtig luxuriöse Alterssicherungsregelung", sagte Bsirske dem SWR mit Verweis auf die harte Konkurrenz in der Branche.
Knackpunkt Altersversorgung
Zwischen Cockpit und dem Lufthansa-Konzern schwelt seit Monaten ein Tarifkonflikt, in dem die Piloten bereits mehrfach streikten. Ein Knackpunkt ist die Altersversorgung der Piloten. Das Unternehmen will die Altersgrenze von 55 Jahren anheben, mit der Lufthansa-Piloten bisher in den bezahlten Frühruhestand gehen und bis zur gesetzlichen Rente 60 Prozent ihrer Bezüge erhalten können. Künftige Piloten sollen überhaupt keine betriebliche Frührente mehr erhalten.
Streit gab es bis vor kurzem zudem um die neue Billig-Airline Eurowings, deren Gründung der Lufthansa-Vorstand im Dezember bekannt gegeben hatte. Sie soll den deutschen Luftfahrtkonzern im Vergleich mit anderen Billigfliegern konkurrenzfähig machen. Die Angestellten von Eurowings verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen mit einem Konzerntarifvertrag. Allerdings gelang es im Jänner, für etwa 300 Eurowings-Piloten einen langfristigen Tarifvertrag abzuschließen.