Fünf Tage nach dem tödlichen Brand, bei dem elf Personen ums Leben gekommen ist, hat die Autofähre "Norman Atlantic" am Freitag die süditalienische Hafenstadt Brindisi erreicht. Das Schiff, das am Donnerstagnachmittag von der albanischen Küste abgefahren war, wurde von Schleppern in den Hafen gezogen.
Prüfung der Blackbox
Dort wollen die Ermittler das ausgebrannte Schiff nach möglichen weiteren Todesopfern und auf Hinweise auf die Brandursache untersuchen. Sie wollen unter anderem die Blackbox überprüfen. Eine erste Untersuchung des Schiffes ist am Freitagnachmittag vorgesehen, berichteten italienische Medien.
Bei dem Brand an Bord des Schiffes waren elf Personen ums Leben gekommen, fünf Österreicher wurden gerettet. Zwei Seeleute eines Schleppkahns starben durch einen Unfall bei der Bergung. Die Behörden befürchteten weitere Todesopfer, da sich auch Flüchtlinge als blinde Passagiere im Schiffsrumpf befanden und viele Fahrgäste in ihren Kabinen schliefen, als das Feuer ausbrach. Zudem war die genaue Zahl der Insassen wegen fehlerhafter Passagierlisten weiter unklar. Auch gab es keinen Hinweis über den Verbleib eines sizilianischen Lkw-Fahrers, der sich an Bord der Fähre befand.
Die italienischen Justizbehörden haben inzwischen ihre Ermittlungen wegen Sicherheitsmängeln an Bord der "Norman Atlantic" ausgeweitet. Die Staatsanwaltschaft der süditalienischen Stadt Bari ermittelte gegen vier weitere Besatzungsmitglieder und Verantwortliche der Schifffahrtsgesellschaft. Bisher wurde gegen den Kapitän und den Besitzer der italienischen Reederei Visemar, die das Schiff an die griechische Anek Lines verchartert hatte, unter anderem wegen mehrfacher Körperverletzung und fahrlässiger Tötung ermittelt.
Zahl der Passagiere unklar
Weitere Personen sollen befragt werden, berichteten italienische Medien. An Bord der "Norman Atlantic" war bereits vor einem Monat ein Brand gemeldet worden. Der ermittelnde Staatsanwalt von Bari, Giuseppe Volpe, vermutete, dass sich zu viele Lkw und Autos auf dem Deck vier befanden, auf dem der Brand ausgebrochen war. Schiffskapitän Argilio Giacomazzi meinte, dass das griechische Fährunternehmen Anek mehr Leute an Bord zugelassen habe, als aus den offiziellen Dokumenten hervorgegangen sei.
Anek gab die Zahl der Personen auf dem Schiff zuletzt mit 474 an. Staatsanwalt Volpe sprach dagegen von mindestens 499 Passagieren, da in letzter Minute noch weitere Menschen auf die überfüllte Fähre gebracht worden seien. Die Küstenwache aktualisierte am Donnerstag die Zahl der geretteten Insassen auf 477 - das sind 50 mehr als zuvor angegeben wurden.