Mut lässt sich nicht kaufen. So viel steht fest. Zwei junge Menschen haben kürzlich Mut bewiesen und dafür mit ihrem Leben bezahlt. Tugce Albayrak, 22 Jahre, hübsch, gebildet, hilfsbereit. Sie erlag den Folgen einer Prügelattacke. Weil sie den Mut besaß, dazwischenzugehen, als zwei Mädchen vor einem Fast-Food-Restaurant im deutschen Hessen angegriffen wurden, musste sie sterben.
Supermarktkunde erschossen
Schauplatzwechsel: Hannover, Donnerstag dieser Woche. Ein junger Mann (21) wird in einem Supermarkt kurz vor Ladenschluss Zeuge eines Überfalls. Ein Unbekannter zückt eine Waffe, bedroht die Kassiererin und fordert Geld. Der 21-Jährige zeigt Mut, greift ein und versucht den Täter zu überwältigen. Ein Schuss fällt, das erst 21 Jahre junge Leben ist ausgelöscht.
Zwei tragische Geschichten. Mitleidsbekundungen aus der ganzen Welt für Tugce, der junge Mann fand (noch) wenig mediale Aufmerksamkeit. Die Fälle werden diskutiert, in der Straßenbahn, am Stammtisch, in der Arbeit. Wie würden man selbst reagieren, als Zeuge einer Ungerechtigkeit. Eingreifen, handeln, Mut beweisen, sein Leben riskieren? Die Kleine Zeitung hat bei der Wiener Einrichtung ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit nachgefragt, wie man sich verhalten kann.
Eingreifen oder wegschauen?
Bianca Schönberger, Geschäftsführerin der ZARA Training gemeinnützigen GmbH: "Die Entscheidung, wann und wie einzugreifen, wenn man Zeuge von Gewalt wird, ist sehr individuell. Wichtig ist, sich von der Angst nicht lähmen zu lassen und zu zeigen, dass man bereit ist, gemäß seinen Möglichkeiten zu intervenieren. Ziel sollte dabei immer sein, zu deeskalieren."
Was ist Zivilcourage?
Schönberger: "Zivilcourage beginnt mit Wahrnehmung und Verantwortungsgefühl und mündet in zivilcouragiertem Handeln. Dies bedeutet den Mut zu haben, sich für jemanden, dem Unrecht geschieht einzusetzen. Dies kann das Risiko eigener Nachteile beinhalten und unter Umständen den gesellschaftlichen und staatlichen Regeln oder Tendenzen zuwiderlaufen."
Wo ist Zivilcourage gefragt?
Schönberger: "Zivilcourage ist in vielen Lebensbereichen gefragt - 'im Kleinen', also in der Klasse, in der Schule, am Arbeitsplatz und im Freundeskreis wie auch in der Öffentlichkeit."
Kann man "Mut" lernen?
Schönberger: "Zivilcourage kann man lernen und es gibt viele Studien, die nachweisen, dass die Lernerfahrung ein wichtiger Faktor für das Helfen in Not und Problemsituationen ist. Wir veranstalten Schulworkshops zum Thema 'Vielfalt und Zivilcourgage' für Kinder ab dem Volksschulalter und Zivilcourage-Trainings für Jugendliche und Erwachsene."
Barbara Jauk