Die Aussagen zweier Zeuginnen und ein Video beschäftigen Polizei und Staatsanwaltschaft in Deutschland im Fall Tugce. Ob die Studentin an einem Schlag gegen den Kopf oder dem anschließenden Sturz starb, blieb auch nach dem vorläufigen Obduktionsergebnis unklar. Beides könne die tödliche stumpfe Gewalteinwirkung verursacht haben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in Offenbach mit.
Die junge Frau war Mitte November vor einem Offenbacher Schnellrestaurant so schwer verletzt worden, dass sie ins Koma fiel und später starb. An ihrem 23. Geburtstag wurden die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet. Der mutmaßliche Schläger, ein 18-Jähriger, sitzt in Untersuchungshaft und schweigt zu den Vorwürfen.
Härtere Strafen
Der deutsche Justizminister Heiko Maas (SPD) hält härtere Strafen für Gewaltverbrechen als Konsequenz aus dem Fall für nicht angebracht. "Wer glaubt, mit härteren Strafen solche Verbrechen zu verhindern, ist auf dem Irrweg", sagte er am Rande einer SPD-Regionalkonferenz am Montagabend in Neumünster (Schleswig-Holstein). Notwendig sei insgesamt mehr Zivilcourage der Bürger. Je mehr Menschen Zivilcourage zeigten, desto unwahrscheinlicher dürfte es werden, dass solche Gewalttaten wieder passierten, meinte Maas.
Zeuginnen meldeten sich
Zwei wichtige Zeuginnen haben inzwischen Aussagen bei der Polizei gemacht, über deren Inhalt aber nichts mitgeteilt wurde. Die beiden könnten mitbekommen haben, wie die Auseinandersetzung im Inneren des Restaurants begonnen hatte. Angaben zur Identität der beiden tagelang gesuchten Zeuginnen wurden nicht gemacht.
Nach früheren Mitteilungen der Polizei sollen zwei junge Frauen kurz vor dem Zwischenfall in den frühen Morgenstunden stark betrunken im Toilettenbereich des Fast-Food-Lokals von mehreren Männern belästigt worden sein, darunter auch von dem mutmaßlichen späteren Schläger. Tugce A. half nach Aussage von Zeugen den Mädchen, was die spätere Attacke vor dem Restaurant ausgelöst haben könnte.
Wichtige Informationen könnte auch ein Video liefern, das die "Bild"-Zeitung veröffentlicht hat. Darauf seien offensichtlich Szenen vom Parkplatz des Schnellrestaurants in der Tatnacht zu sehen, teilten die Behörden mit. Die Ermittler prüfen, auf welchem Weg das Video in die Öffentlichkeit gelangte. Es sei von den Behörden nicht freigegeben worden.
Unterdessen bereitet sich die Stadt Bad Soden-Salmünster in Osthessen auf die Beisetzung von Tugce A. auf dem örtlichen Friedhof an diesem Mittwoch (3.12.) vor.