Neapel kämpft weiter mit steigender Jugendkriminalität, nachdem in etwas mehr als zwei Wochen drei Teenager gewaltsam ums Leben gekommen sind. Ein 18-Jähriger wurde am Samstag getötet, nachdem er mit einigen Gleichaltrigen in Neapel mit einer Pistole hantierte. Ein Freund des Opfers soll die Waffe in der Hand gehabt haben, mit der er spielte, als sich eine Kugel löste, wie Medien berichteten. Diese traf den 18-Jährigen tödlich.
Der Bursch wurde zunächst noch in ein Spital eingeliefert, erlag jedoch der Wunde im Brustbereich. Gegen den 19-jährigen Freund wird wegen Tötung ermittelt, berichteten italienische Medien.
15-Jähriger erschossen
Erst vor wenigen Tagen war ein 15-jähriger Bursch in Neapel erschossen worden. Die Bluttat wurde auf dem zentralen Corso Umberto der süditalienischen Hafenstadt inmitten von Touristen verübt. Die Polizei untersucht die Beteiligung von zwei weiteren Minderjährigen, die bei der Schießerei verletzt und in einem örtlichen Krankenhaus behandelt wurden. In der Nacht auf den 2. November war ein 19-Jähriger bei einem Streit von einem 17-jährigen Burschen getötet worden. Zuletzt hatten Jugendbanden mehrfach mit Brutalität andere Teenager überfallen.
Die drittgrößte italienische Stadt hat immer wieder mit Gewalt zu kämpfen - sie ist Heimat der Mafia-Organisation Camorra. Der Anti-Mafia-Autor Roberto Saviano sagte kürzlich in einem online veröffentlichten Video, lediglich die Schule könne die Jugendlichen auf die richtige Bahn führen. Nach Angaben der humanitären Organisation "Save the Children" verlassen 18 Prozent der Kinder in Neapel ohne Abschluss die Schule. 27,5 Prozent leben in Armut. Die Regierung arbeitet an einem Plan, um die Zahl der Schulabbrecher zu verringern.
Soziale Integration und Bildung
Der Bürgermeister von Neapel, Gaetano Manfredi, sprach von der Notwendigkeit, für die Bildung der Jugend zu arbeiten: "Die Polizei ist bereits sehr aktiv, Videoüberwachung und Kontrollen sind wichtig, aber man muss vor allem die Umgebung beobachten, in denen diese jungen Menschen aufwachsen. Wir müssen mehr für soziale Integration und Bildung arbeiten", erklärte der Stadtchef.
Hunderte Personen beteiligten sich am Samstag an einer von der Diözese organisierten Demonstration "Liberiamo Napoli dalle violenze" (Neapel von der Gewalt befreien). Die Demonstranten beklagten, dass es derzeit zu einfach sei, eine Waffe zu erhalten. Bürgermeister Manfredi hob die starke Beteiligung an der Kundgebung hervor.
"In Neapel sind in nur 17 Tagen drei Burschen mit Schusswaffen getötet worden. Was tut der Innenminister?", fragte Angelo Bonelli, Abgeordneter der Linkspartei Avs und nationaler Sprecher der Grünen Europa. Der neapolitanische Senator der rechten Regierungspartei Lega, Gianluca Cantalamessa, versicherte, dass die Regierung "auf diese Notlage mit konkreten Maßnahmen reagieren" werde.
Neapel mit seinen rund 930.000 Einwohnern bangt um sein Image als Touristenstadt. Die drittgrößte Metropole Italiens ist wegen der Kriminalität besorgt, die ausländische Besucher abschrecken könnte. "Wir würden uns mehr Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen wünschen, vor allem in den Abendstunden", sagte der Präsident des Verbands der Betreiber von Ferienwohnungen Agostino Ingenito.