Ohnmacht, Wut, Trauer und Verzweiflung - all diese Emotionen schlugen am Sonntag dem spanischen Königspaar sowie Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez und Regionalpräsident Carlos Mazón bei einem Besuch in Paiporta nahe Valencia entgegen. Die Gemeinde am Stadtrand von Valencia wurde besonders stark von der Unwetterkatastrophe getroffen. Die Empörung angesichts der inzwischen mindestens 214 Toten, tausenden immer noch Vermissten und der immensen Zerstörung durch das Hochwasser, ist maßlos.

„Mörder, Mörder!“-Rufe zu hören

Während des Besuchs kippte plötzlich die Stimmung. Ein Pfeifkonzert sowie Beleidigungen waren aus der aufgebrachten Menschenmenge zu hören, Schlamm und Steine flogen und trafen auch das Königspaar. Die Wut der Menschen richtete sich aber vor allem gegen den spanischen Regierungschef Pedro Sánchez. Wie die spanische Zeitung „El Pais“ berichtet, waren auch mehrmals „Mörder, Mörder!“ sowie „Mörder! Pedro Sánchez, Hurensohn!“ Rufe aus der Menge zu hören.

Auf einem Video ist hingegen zu sehen, wie Passanten der sichtlich tief erschütterten Königin Letizia im Gespräch sagen, dass sich die Wut nicht gegen sie und den König, sondern gegen die spanische Regierung richte. Die Sicherheitskräfte hatten diesen Wutausbruch nicht erwartet, und waren zunächst kaum in der Lage, die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Dennoch setzten Felipe und Letizia - schlammbeschmiert - ihren Besuch fort, führten Gespräche mit Betroffenen, versuchten die Situation zu beruhigen und sprachen den Menschen Mut zu.

Viele der verwüsteten Orte fühlten sich in den ersten Stunden und Tagen nach der Katastrophe völlig alleingelassen, mit aufeinandergetürmten Autos und Möbeln auf den verschlammten Straßen und ohne Trinkwasser, Lebensmittel, Strom und Telekommunikation. Viele Bürgermeister griffen zur Selbsthilfe und organisierten erste Hilfe für ihre Einwohner in den oftmals zunächst von den Straßennetzen abgeschnittenen Ortschaften. Unterstützung kam zudem von Freiwilligen, die mit Spenden und Arbeitsgeräten wie Besen ausgestattet von der Stadt Valencia aus zu Fuß in die nahen Dörfer liefen. Staatliche Hilfe von ganz oben, wurde lange vermisst.

Zwar hat sich mittlerweile das Bild gewandelt und tausende Soldaten helfen in den besonders stark betroffenen Gebieten. Doch in den Augen vieler Betroffener kommt diese Hilfe viel zu spät.

Regionalpräsident Carlos Mazón lobt Königspaar

Nach dem Besuch meldete sich Regionalpräsident Carlos Mazón auf X zu Wort: „Ich verstehe die gesellschaftliche Empörung und nehme sie natürlich entgegen. Es ist meine politische und moralische Verpflichtung. Die Haltung des Königs heute Morgen war vorbildlich“.

Gefahr weiterer schwerer Regenfälle

Der Besuch des Königspaars wurde auch von der Gefahr weiterer schwerer Regenfälle überschattet. Die spanische Meteorologiebehörde Aemet veröffentlichte für die Region Valencia wegen neuer starker Regenfälle eine Warnung der zweithöchsten Stufe orange. Demnach könnten stellenweise 100 Liter Regen pro Quadratmeter fallen.

Für die Provinz Almería in der südspanischen Region Andalusien wurde gar Alarmstufe rot ausgerufen: Das bedeutet extreme Gefahr. Die bei Touristen beliebte Gegend muss demnach wegen heftiger Regenfälle mit Überschwemmungen rechnen.