In Paris hat am Montag der Prozess gegen den französischen Schauspieler Gérard Depardieu wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe auf zwei Frauen begonnen. Wenige Stunden vorher ließ der 75-Jährige über seinen Anwalt ausrichten, dass er den Termin aus gesundheitlichen Gründen verschieben möchte. Nach der ersten Anhörung entschied das Gericht dann, den Prozess auf März 2025 zu vertagen.

Seit Jahren Vorwürfe gegen Depardieu

Seit Jahren werfen Frauen dem Filmstar sexuelle Übergriffe vor, nun muss er sich erstmals vor Gericht dafür verantworten. Depardieu soll eine Regieassistentin und eine Set-Dekorateurin 2021 bei den Dreharbeiten zu dem Film „Les volets verts“ begrapscht und ihnen gegenüber explizite sexuelle Äußerungen getätigt haben. Sollte er schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft und zusätzlich 75.000 Euro Geldstrafe.

Depardieus Anwalt warf den Frauen vor, sich durch die Anschuldigungen finanziell bereichern zu wollen. „Ich erwarte, dass das Justizsystem für alle gleich ist und dass Monsieur Depardieu keine Sonderbehandlung erfährt, nur weil er ein Künstler ist“, sagte die Anwältin einer der beiden Frauen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Über 20 Frauen machen Vorwürfe öffentlich

Depardieu ist eine französische Filmikone und hat in über 200 Filmen mitgespielt. In der Vergangenheit haben ihn etwa 20 Frauen verschiedener sexueller Vergehen beschuldigt. Die Schauspielerin Charlotte Arnould erstattete bereits 2018 Anzeige gegen Depardieu wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Einen Prozess gab es bisher noch nicht, die Ermittlungen laufen seit 2020.

Ende 2023 lief im staatlichen Sender France 2 eine Dokumentation, in der Depardieu bei einer Reise nach Nordkorea eine Reihe frauenfeindlicher und entwürdigender Aussagen tätigte. Zahlreiche Vertreter der französischen Filmindustrie erklärten daraufhin, sie würden nicht länger mit ihm zusammenarbeiten.

Macron verteidigte Depardieu

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron stellte sich hingegen auf Depardieus Seite und beschwerte sich über die „Menschenjagd“ gegen den Schauspieler. Das sorgte für heftige Kritik, ein Oppositionspolitiker nannte Macron den „obersten Förderer der Vergewaltigungskultur“.

In dem Dokumentarfilm sagte Depardieus ehemaliger Agent: „Er ist ein Monster, ja, aber er ist auch ein heiliges Monster. Er ist ein Denkmal.“ Depardieu ist der berühmteste Fall, der Frankreich im Rahmen der MeToo-Bewegung beschäftigt.